FONDS exklusiv: Herr Spellmeyer, welche Bilanz ziehen Sie nach fast 100 Tagen Vertriebs- und Marketingvorstand der Merkur Lebensversicherung?
MARKUS SPELLMEYER: Wir haben in den vergangenen Monaten mit unserer Vertriebsgesellschaft ME-GA daran gearbeitet, die zahlreichen und zum Teil über viele Jahre gewachsenen Partnerschaften zu unseren Vertriebspartnern zu festigen. Nach dem Rebranding im Herbst war es uns wichtig, Vertrauen in eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft unter dem Merkur Markendach zu schaffen. Unser Versprechen an unsere Vertriebspartner war dabei, dass sich für sie dadurch nichts ändern wird, dass alle Mitarbeiter, ob im Vertrieb oder in den Service- und Verwaltungseinheiten, unverändert bleiben und dass unsere Vertriebspartner weiterhin auf unsere hohe Servicequalität vertrauen können. Dass uns das gelungen ist, zeigt auch die Top-Platzierung als „Servicefreundlichster Versicherer“ bei der Leserumfrage eines österreichischen Fachmagazins.
Vermittler müssen in der Kundenberatung Nachhaltigkeitsanforderungen ansprechen. Wie unterstützen Sie den Vertrieb dabei, zumal das Thema bei vielen noch gar nicht so präsent ist?
M. S.: Wir haben in diesem Bereich sehr viel für die Ausbildung unserer Vertriebspartner getan. Weiters haben wir einen sogenannten ESG-Fondsfilter in unsere Tarifsoftware eingebaut. Dieses Tool ermöglicht es den Beratern, rasch und unkompliziert jene Fonds aus der Fondswelt der Merkur Lebensversicherung herauszufiltern, die den von den Kunden angegebenen Präferenzen entsprechen. Diese Beratungsunterstützung wurde vom Vertrieb sehr gut aufgenommen.
Nicht nur auf diesem Feld, sondern auch in Bereichen der Versicherungswirtschaft und -vertrieb hat die Regulatorik stark zugenommen. Wie bewerten Sie die Entwicklungen?
M. S.: Wir, also die Finanzbranche, haben durch manch Fehlverhalten und falsche Entscheidungen vor Jahren leider dafür gesorgt, ein falsches Bild zu transportieren. Die Behörden haben dann definitiv überreguliert. Jetzt muss wieder eine Vertrauensbasis aufgebaut und mit gesundem Menschenverstand reguliert werden. Klare Regeln und Vorgaben sind wichtig, aber mit Maß und Ziel.
Für die sicherheitsorientierten Österreicher stellen die Inflationsfolgen eine weitere Herausforderung bei der Altersvorsorge dar, denn die Kapitalgarantien gehen stark zu Lasten eines realen Vermögensaufbaus. Was empfehlen Sie?
M. S.: Eine fondsgebundene Lebensversicherung ist in Zeiten wie diesen eine sinnvolle Antwort für sicherheitsorientierte Anleger, da hier maßgeschneiderte, auf die persönliche Risikoneigung des Kunden zugeschnittene Investitionen möglich sind, die Chancen zumindest auf eine Milderung der Inflationsfolgen bieten. Die Fondspolizze ist aus unserer Sicht ein zielführendes Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau.
Planen Sie für den Jahresverlauf im Leben-Bereich Produktneuheiten oder -features?
M. S.: Wir haben in der fondsgebundenen Lebensversicherung Tarife geplant, die wir im zweiten Quartal 2023 herausbringen werden. Es geht dabei um einen flexiblen Baustein für den Bereich des Ablaufmanagements. Unsere Fondspalette unterziehen wir einem kontinuierlichen Monitoring und nehmen bei Bedarf Änderungen und Optimierungen vor. Bei den ESG-Fonds sind wir mit einem Angebot von 60 Artikel-8-Fonds und sieben Artikel- 9-Fonds bereits sehr gut aufgestellt.
Zur ganzheitlichen Altersvorsorge gehört auch die Absicherung der Berufsunfähigkeit (BU), ein Bereich, in dem die von Ihnen im letzten Jahr übernommene Nürnberger eine hohe Expertise mitgebracht hatte. Ist hier mit einer Produktoffensive der Merkur zu rechnen?
M. S.: Die Merkur Lebensversicherung ist Pionier in der BU-Versicherung in Österreich. Das neueste Feature ist die lebenslange Rente bei Pflegebedürftigkeit vor dem 45. Geburtstag. Für neue Verträge, deren Leistungsdauer mindestens bis zum 60. Geburtstag der versicherten Person vereinbart wurde, gibt es eine kostenfreie Leistungserweiterung: Wird die versicherte Person vor ihrem 45. Geburtstag aufgrund von bedingungsgemäßer Pflegebedürftigkeit berufsunfähig, und besteht diese Pflegebedürftigkeit bis zum Ende der vereinbarten Leistungsdauer ununterbrochen fort, so kommt die vereinbarte Rente lebenslang zur Auszahlung. Unter dem Motto „Wer rastet, der rostet“ werden wir unsere Produktpalette laufend erweitern und modernisieren.
Rund ein halbes Jahr länger sind Sie in gleicher Funktion in der Merkur Versicherung tätig. Welche Mehrwerte bieten Sie vor allem im Gesundheitsbereich gegenüber Mitbewerbern?
M. S.: Wir als Merkur sind nicht nur Pionier, sondern Innovationsführer in der Gesundheitsvorsorge in Österreich. Diesem Anspruch wollen wir auch laufend gerecht werden. Ein Mehrwert für unsere Vertriebspartner ist etwa AktuarMed als führendes Risikoprüfungssystem. Wir haben damit ein Modul für die Gesundheitsprüfung an den Start gebracht, das direkt im Angebots- und Antragsprozess integriert ist und damit die Durchführung nicht nur wesentlich schneller, sondern für den Berater auch deutlich einfacher macht. Der große Vorteil für unsere Partner ist, dass diese sofort wissen, unter welchen Konditionen ihr Kunde angenommen werden kann. Durch die sehr detaillierten Angaben fallen viele zeitraubende Nachfragen weg, und eine direkte Polizzierung wird möglich.
In der Gesundheitsvorsorge setzen Sie sichtbare Akzente wie zuletzt in der Steiermark. Warum ist Ihnen der Bereich wichtig und was haben Sie hier künftig noch vor?
M. S.: Gesundheitsvorsorge beginnt für uns damit, unsere Kunden durch Vorsorge- und Gesundheitsangebote dabei zu unterstützen, fit und gesund zu bleiben. Und das sowohl im physischen als auch im psychischen Bereich. Knapp 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich österreichweit an den Merkur Health-Standorten und im hauseigenen Merkur Gym in Graz um das Wohlbefinden ihrer Kunden. Alle zwei Jahre können Anspruchsberechtigte mit einer privaten Krankenversicherung aus mehr als 20 ego4you-Vorsorgeprogrammen wählen. Seit Jahresbeginn bieten wir gemeinsam mit dem Grazer Start-up Instahelp psychologische Online-Beratung an, neuerdings gibt es am Merkur Campus in Graz einen medizinischen Basischeck mit ärztlicher Diagnostik und sportwissenschaftlichen Checks in nur wenigen Stunden.
Versetzen wir uns gedanklich einmal ins Jahr 2026. Wo wird die Merkur Versicherung dann stehen? Wie sieht Ihre Vision aus?
M. S.: Unser Ziel ist es, als Personenversicherer die erste Wahl bei der Absicherung des Wunders Mensch zu sein. In der Gesundheitsversicherung sind wir Pionier in Österreich und bereits zweitgrößter Anbieter. Aufgrund unserer 225-jährigen Expertise kommt tariflich keiner an uns vorbei. Im Bereich Leben, BU und Unfall haben wir jetzt die richtigen Produkte und das passende Team. Wir sind also bestens aufgestellt, um unsere Strategien umzusetzen und unsere Vision, die wir in unserem Zukunftsprogramm mevolution26 skizzieren, wahr werden zu lassen.
Die Merkur tritt stets mit dem Slogan „das Wunder Mensch“ auf. Findet dieses Leitbild auch im Unternehmen, in der Produktgestaltung sowie der Kommunikation mit Vertriebspartnern und Kunden seinen Ausdruck?
M. S.: Das „Wunder Mensch“ steht für uns sinnbildlich für den Respekt und die Wertschätzung, mit der wir Menschen grundsätzlich gegenübertreten – unabhängig davon, ob dies Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner, Freunde oder Mitbewerber sind. Diese Haltung leben wir, und sie wird nicht nur in der Produktgestaltung deutlich, sondern auch in Zusammenarbeit im Team Merkur und im Umgang mit anderen Menschen.