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Klassischer Risikoschutz für unterschiedliche Bedürfnisse

Printausgabe | Juli 2024
Bei Risiko-Lebensversicherungen schwächelt die Nachfrage am Markt. Das hat handfeste Gründe. Der intensive Wettbewerb fördert die Tarifvielfalt und gibt Beratern die Möglichkeit, ihren Kunden anhand unterschiedlicher Leistungsmerkmale einen individuell an ihren Bedürfnissen ausgerichteten Versicherungsschutz zu offerieren. Denn nicht nur der Preis ist heiß.
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Bei einem Klassiker in der Versicherungsbranche sollten kaum mehr Veränderungen stattfinden, möchte man meinen. Die Rede ist von der reinen Ablebensversicherung, die auch als Risikolebensversicherung bezeichnet wird. Dieses Versicherungsprodukt gibt es schon lange und ist von der Idee her eigentlich ein „Selbstläufer“. Denn sie ist eine relativ günstige Form der finanziellen Absicherung von Hinterbliebenen: Stirbt die versicherte Person während der vereinbarten Vertragslaufzeit, zahlt die Versicherung die vereinbarte Summe als Einmalzahlung an die begünstigte Person aus. Eine Leistung im Erlebensfall ist standardmäßig dagegen nicht vorgesehen.

Dennoch ist zuletzt Bewegung in die Sparte gekommen. „Unser Neugeschäft in der Ablebens-Risikoversicherung hat sich ab 2022 nahezu halbiert“, sagt Manfred Bartalszky, Vorstand bei der Wiener Städtische Versicherung. Das habe mehrere Ursachen. „Einerseits ist der Zugang zu Hypothekarkrediten aufgrund der Verordnung für nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien erschwert. Andererseits verteuern die gestiegenen Zinsen die Kreditraten. Somit werden signifikant weniger Hypothekarkredite vergeben und, als Folge davon, auch weniger Ablebens-Risikoversicherungen abgeschlossen“, beschreibt Bartalszky die externen Faktoren. Erstmals seit vielen Jahren sei daher in 2023 das Prämienvolumen in dieser Sparte nicht mehr gestiegen. Angaben des hiesigen Versicherungsverbandes bestätigen die Entwicklung für die gesamte Branche (siehe Schaubild).

INTENSIVER WETTBEWERB

Bei EUROPA Versicherungen, die seit 1982 zum Continentale Versicherungsverbund gehören, sieht man weiterhin großes Potenzial, da immer noch viele Menschen keinen Ablebensschutz vereinbart hätten. Und: „Meist sichern Kunden lediglich die exakte Summe eines Immobilienkredits ab, nicht aber darüber hinausgehende Lebenshaltungskosten ihrer Familie“, sehen Martin Kaiser und Mario Woltsche, die beiden Regionalleiter in Österreich der Hannoversche Lebensversicherung, eine „Unterversicherung“. Das Institut ist ein relativ neuer Anbieter in Österreich.

Allerdings müssen sich die Versicherer künftig wohl mehr für die Kunden ins Zeug legen. Denn insgesamt ist dieser Markt durch hohe Vielfalt und Wettbewerbsintensität geprägt. „Auf die Rahmenbedingungen hat man keinen Einfluss. Die Absatzchancen aber lassen sich mit kundenfreundlichen Tarifen verbessern“, sieht Michael Franke, Geschäftsführer der deutschen Franke und Bornberg GmbH, die Assekuranzen in der Pflicht. Die Analysegesellschaft erstellt seit 2020 Ratings für diese Sparte. Die Qualität der Tarife steige (in Deutschland) nur langsam.

Um zu wissen, ob ein bestimmter Vertrag „kundenfreundlich“ ist, ist es unerlässlich, sich mit dem eigenen Bedarf auseinanderzusetzen. Das Leben bleibt nicht stehen. Daher sollte es die Risikolebensversicherung auch nicht tun. Flexibilität ist Trumpf. Kaiser: „Eine derartige Polizze wird häufig über mehrere Jahrzehnte abgeschlossen.“ Sie sollte sich den Lebensumständen anpassen; etwa bei Heirat oder Eintragung einer Lebenspartnerschaft. Oder wenn der erste Nachwuchs kommt – auch durch Adoption. Oder wenn man beruflich richtig durchstartet oder eine Immobilie erwirbt. Neben den Grunddeckungen mit möglichst fairen Bedingungen sollte der Tarif mit Zusatzdeckungen ergänzbar sein.

Üblicherweise orientiert sich die Prämie am Alter, Gesundheitszustand, Beruf und an Hobbys – und natürlich beeinflussen die gewählte Versicherungssumme und die Laufzeit. „Zusätzlich bewerten die Versicherungsgesellschaften das Sterblichkeitsrisiko unterschiedlich und verwenden in den Rechnungsgrundlagen unterschiedliche Kostenstrukturen“, klärt Woltsche auf. Die Prämie ist aber nicht alles. „Das alte Mantra, dass nur der Preis zählt, gilt heute nicht mehr“, betont Franke. „Was nützt ein billiger Tarif, wenn er wichtige Aspekte nicht erfüllt?“

RIESIGE PREISUNTERSCHIEDE

Zumal es teils riesige Preisunterschiede gibt. Wie kommt das? „Einige Versicherer setzen sehr stark auf sogenannte ,preferred risks‘“, erklärt Bartalszky. Neben dem häufig am Markt verwendeten Differenzierungskriterium „Raucher/Nichtraucher“ schränkten manche Gesellschaften den Zugang zu den billigsten Prämien weiter ein, indem z. B. nur ein maximaler Body-Mass-Index (BMI) zulässig sei, keine Motorradfahrer genommen würden oder eine besonders gesunde Lebensweise ausschlaggebend sei. „Diese Vorgangsweisen erhöhen aber auch das Risiko, dass im Fall des Falles die Versicherungsleistung nicht oder nur zum Teil ausgezahlt wird, wenn beispielsweise die Antragsfragen nicht korrekt beantwortet wurden“, gibt der Experte der Wiener Städtischen zu bedenken. Tipp für jene, die sich gern auf einem „heißen Eisen“ fortbewegen: Bei der Dialog ist das Hobby ohne Aufpreis inkludiert.

Doch was ist unter vorteilhaften und fairen Versicherungsbedingungen und -leistungen zu verstehen? Es lohnt sich, zu vergleichen, wie es mit Verzicht auf Kündigungsrechte, Nachversicherungsgarantien, Transparenz, Verlängerung, Preis-Leistungs-Verhältnis, Service und Unterstützung aussieht. Gelebte Transparenz ist, wenn „die Versicherungsbedingungen klar und verständlich formuliert sind, ohne versteckte Klauseln oder komplizierte Fachbegriffe“, betont Kaiser. Flexibilität hinsichtlich Laufzeit und Versicherungssumme erleichtern den Kunden ebenfalls das Leben. Hier kommt die Nachversicherungsgarantie ins Spiel. Sie besagt, dass die Versicherungssumme bei bestimmten Lebensereignissen ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöht werden kann. Dies bieten so gut wie alle Versicherer an. Bartalszky spricht von „vielfältigen Versicherungssummen-Verläufen“, die insbesondere bei Besicherung von Krediten wesentlich seien. Bei der Dialog ist dies in den ersten fünf Jahren auch ohne Vorliegen eines bestimmten Ereignisses garantiert. Bei der EUROPA können Kunden die Versicherungssumme bei Heirat oder Immobilienkauf unkompliziert um bis zu 50.000 Euro erhöhen. „Bis zum 40. Lebensjahr ist dies einmalig sogar ohne ein Ereignis möglich“, sagt Josef Seyr, Geschäftsführer der Continentale Assekuranz Service GmbH. Ereignisunabhängig ist dies innerhalb der ersten drei Versicherungsjahre unbürokratisch auch bei der Hannoverschen möglich. In deren Premium-Tarifen gibt es in einem Zeitraum von sechs Monaten nach Hochzeit, Geburt oder Immobilienkauf einen kostenlosen zusätzlichen Versicherungsschutz in Höhe von 20 Prozent der vereinbarten Versicherungssumme.

FINE-TUNING DURCH VERLÄNGERUNG

„Mögliche Änderungen ohne neuerlichen Gesundheitscheck sind besonders vorteilhaft, wenn sich der Gesundheitszustand des Versicherten verschlechtert hat“, erklärt Kaiser. Dies wäre zum Beispiel auch interessant, wenn man sich die Option offen halten will, die Laufzeit zu verlängern. Denn die Mäander des Lebens sind oft unvorhersehbar. Daher ist auch die Verlängerungsoption ein wichtiges Feature: Eine Verlängerung – meist um bis zu 15 Jahre – ist häufig Bestandteil des Premium-Tarifs. Ohne erneute Risikoprüfung geht dies bei der EUROPA bis zu drei Jahre vor dem vereinbarten Vertragsablauf und höchstens bis zum 75. Lebensjahr.

„Wählt man bei Vertragsbeginn statt Endalter 55 das Endalter 70, erhöhen sich die monatlichen Beiträge merklich“, macht Willi Bors, Direktor Österreich der Dialog Lebensversicherungs-AG, aufmerksam. Nimmt man die höheren Beiträge in Kauf, um auf jeden Fall ausreichend lange versichert zu sein und kündigt dann im Alter 55, hätte man unnötig hohe Beiträge gezahlt. Der andere Weg sei deutlich attraktiver. Bei der Dialog muss die Verlängerung bis fünf Jahre vor Ablauf beantragt werden. Bors betont: „Zu beachten ist, dass die  bisherige Dauer der Polizze höchstens verdoppelt werden kann und die Gesamtlaufzeit von 45 Jahren nicht überschritten werden darf.“

Vorausschauend sollten Versicherungsnehmer auch überlegen, was bei finanziellen Engpässen passiert: Hier hilft die Möglichkeit, die Zahlung der Prämien zeitweise auszusetzen, ohne dass der Versicherungsschutz vollständig erlischt. Dies kann durch Beitragspause oder Stundung geschehen, häufig zinslos und teils sogar für sehr lange Zeiträume, z. B. bei der Dialog bis zu 24 Monate. Manche Versicherer gewähren auch die Herabsetzung des zu zahlenden Beitrags, oder es können Reduzierungen des Versicherungsschutzes geprüft werden, wie bei der Wiener Städtischen. Alle Varianten, auch die Wiederanhebung,  werden bei der EUROPA gebührenfrei durchgeführt. „Die Prämienbefreiung bei Krankheit, Berufsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit ist ein wichtiges Element bei der Tarifgestaltung“, sagt Bartalszky.

Wer mit Inflation rechnet oder mit dem steigenden Lebensstandard Schritt halten möchte, der sollte nachfragen, ob der Tarif dynamisiert wird. Dann werden Versicherungssumme und Prämien regelmäßig und automatisiert angehoben. Flexibilität kann sich nicht zuletzt auch an der Fristigkeit der Prämienzahlungen zeigen: Die Wahl zu haben zwischen monatlicher, vierteljährlicher, halbjährlicher oder jährlicher Prämienzahlung, erleichtert die finanzielle Planung. Und für die Hannoversche ist der Verzicht auf Kündigungsrechte ebenfalls Bestandteil eines kundenfreundlichen Tarifs. Hier verzichtet der Versicherer darauf, den Vertrag bei unverschuldeter Verletzung der Anzeigepflicht zu kündigen.

Die meisten Versicherungen bieten eine Basis- und eine (teurere) Premiumvariante an. „Mit Zusatzleistungen können Risikolebensversicherungen noch individueller gestaltet werden. Die EUROPA hat eine Option „Krebs Plus“. Hier kann sich der Kunde vor finanziellen Engpässen bei schweren Erkrankungen schützen. Desweiteren führt Seyr die Pflege-, Kinder- und Partnerboni ins Treffen. Bei der Hannoverschen gibt es im „Exklusivtarif“ sogenannte bedingungsgemäß berücksichtigte Erkrankungen, bei deren Eintritt zehn Prozent der Versicherungssumme zusätzlich als Erlebens-Leistung ausgezahlt werden. Hierzu gehören etwa Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall. So könne die versicherte Person Leistungen über den normalen Krankenkassenkatalog hinaus in Anspruch nehmen.

Eine Erleichterung für Hinterbliebene ist die Sofortleistung bei Tod. Diese ist zumeist in den Basistarifen enthalten. „So stehen den Hinterbliebenen rasch Gelder für Beerdigungs- und sonstige Kosten zur Verfügung“, erklärt Bors. Nach Vorlage der amtlichen Sterbeurkunde und der Polizze werden teils schon vor Abschluss der Leistungsprüfung fünf Prozent der vereinbarten Versicherungssumme ausgezahlt. Bei etlichen Assekuranzen gibt es hier jedoch eine Deckelung bei maximal 10.000 Euro – und die Bedingung, dass der Vertrag bereits eine gewisse Zeit bestanden hat. Meist sind es drei Jahre. Viele Anbieter haben auch eine vorgezogene Todesfall-Leistung ohne Mehrkosten bereits im Normal-Tarif, beispielsweise die Dialog oder die Hannoversche, bei der bei schweren Erkrankungen, die nach ärztlicher Ansicht innerhalb eines Jahres zum Tod führen, die gesamte Versicherungssumme vorab ausbezahlt wird.

Wenn der Versicherungsnehmer im Ausland stirbt, egal, ob der Aufenthalt beruflich oder privat bedingt war, wird die Leistung unterschiedlich gehandhabt. Bei vielen Versicherern, wie z. B. EUROPA, erhalten die Hinterbliebenen im Premium-Tarif dann eine Zusatzleistung, bspw. fünf Prozent der Versicherungssumme, maximal 10.000 Euro. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man aber erfragen, ob dieses Feature weltweit gilt. „Mehrleistung bei Unfalltod, bei Tod im Ausland und im Pflegefall kann bei uns inkludiert werden“, berichtet auch Bors. Gegen Mehrbeitrag werden bei Unfalltod wahlweise zwischen 50 und 100 Prozent der Versicherungssumme zusätzlich ausgezahlt. Ebenso seien Kinder mitversichert. Und bei Geburt eines Kindes erhöhe sich der Versicherungsschutz automatisch für sechs Monate; bei Bau oder Kauf einer Immobilie sogar für zwölf Monate. Und seien mehrere Personen in einem Vertrag versichert, werde bei gleichzeitigem Tod die Versicherungssumme mehrfach ausgezahlt.

Das Prozedere beim Abschluss ist ebenfalls ein Kriterium, ob eine Versicherung serviceorientiert ist oder nicht. Wenige, präzise und klar formulierte Gesundheitsfragen bei der Befüllung des Antrags sind für die Versicherungsnehmer angenehm. Die Liste der Dialog von nicht anzugebenden Vorerkrankungen sei dabei hilfreich, heißt es. Ebenfalls wichtig: Dass man zwischen dem Zeitpunkt der Antragstellung und dem Erhalt der Polizze bereits über einen ausreichend hohen vorläufigen Versicherungsschutz verfügt.

„Aktuell werden vielfach höhere Absicherungen nachgefragt. Deshalb haben wir nun den Annahmeprozess deutlich vereinfacht“, sagt Seyr. Bis zu einer Versicherungssumme von 650.000 Euro müsse kein ärztliches Zeugnis mehr eingereicht werden. Lediglich für Personen ab 50 Jahren und eine Versicherungssumme zwischen 500.000 bis 650.000 Euro sei ein kurzer Vital-Check erforderlich. Die wenigen allgemeinen Fragen könne man gemeinsam mit dem Hausarzt ausfüllen.

Schon seit 2018 läuft der Antragsprozess bei der EUROPA über den „eGesundheitsCheck“ mit nur vier Gesundheitsfragen. „Erforderliche Rückfragen erzeugt das System automatisch“, sagt Seyr. Auch besondere Hobbys würden digital geprüft. Am Ende des Online-Prozederes hat die Kundschaft im Regelfall sofort Gewissheit, ob der Antrag angenommen wurde – und das ist natürlich auch ein gewichtiger Vorteil für die Vermittler, die ihre Kunden auf dem Weg zum Versicherungsschutz beratend begleitet haben.