„Das nächste Jahrzehnt wird einen wichtigen Meilenstein für die Dekarbonisierung der Schifffahrt markieren“, betont Guillaume Chieusse, Portfoliomanager für europäische Aktien bei ODDO BHF AM, in einem aktuellen Marktkommentar. Der Sektor verbraucht jährlich 300 Millionen Tonnen fossiler Brennstoffe – das entspricht drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Ohne geeignete Maßnahmen werden die Emissionen der Schifffahrt bis 2050 im Vergleich zu 2018 voraussichtlich um 50 Prozent steigen, vor allem wegen des Flottenwachstums und des höheren Transportvolumens.
EHRGEIZIGES ZIEL
Auf globaler Ebene drängt die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) die Schifffahrtsindustrie zu einer weiteren Senkung der Treibhausgasemissionen und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Die IMO setzt dabei auf weitere konkrete regulatorische Maßnahmen. Bereits am 15. Juli 2011 hatte sie eine Verordnung zur Verbesserung der Energieeffizienz von Schiffen erlassen. Auch die Regierungen unterstützen die Strategie der IMO aktiv durch Einführung bzw. Erhöhung von CO2-Steuern auf CO2- Emissionen der Schifffahrt. „Um die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen und die CO2-Bilanz der Schiffe zu überwachen, hat die IMO im Januar 2023 zwei Indizes geschaffen“, führt Chieusse aus. Der Energy Efficiency Existing Ship Index (EEXI) setze bei der Technik an und verlange einen spezifischen Nachweis, dass durch eine Änderung des Schiffdesigns ein neues Schiff energieeffizienter ist als ältere Modelle. Der Carbon Intensity Indicator (CII) verpflichte Unternehmen, die jährlichen Emissionen, die zurückgelegte Strecke und das Gewicht ihrer Schiffe zu melden, um eine Energieeffizienzbewertung zu erhalten.
EFFIZIENZZIELE FÜR SCHIFFE
In Zukunft wird die Energieeffizienz eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung der Schifffahrtsindustrie spielen. „Man erreicht sie, indem mehr Güter pro Fahrt transportiert werden und die Motorleistung über verschiedene Lastgeschwindigkeiten hinweg optimiert wird“, ergänzt der Portfoliomanager von ODDO BHF AM. Ergänzend dazu gebe es Lösungen zur Flankierung von Energieeffizienzmaßnahmen, die es Schiffen ermöglichen, mit wirtschaftlicheren Geschwindigkeiten zu fahren und so Kosten und Emissionen zu senken. Angesichts des erwarteten Flottenwachstums reichen Energieeffizienzlösungen allein jedoch nicht aus, um die Emissionen zu verringern. Für neue Schiffe ist der Energy Efficiency Design Index (EEDI) ein Maßstab, demzufolge neue Schiffe, die in die Flotte aufgenommen werden, um einen bestimmten Prozentsatz effizienter sein müssen als ihre Vorgänger.
NEUE ANTRIEBSTECHNOLOGIEN
Gegenwärtig stellt die Schifffahrtsindustrie hauptsächlich auf Flüssigerdgas (LNG) um, da es eine gute Übergangslösung bietet, wenngleich es die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verlängert. Andere Energiequellen wie Methanol, Wasserstoff und Ammoniak gewinnen an Beliebtheit. Für kurze Strecken bieten sich Elektrofähren als vielversprechende Alternative an. Ein aktuelles Elektrofähren-Projekt, das von der Europäischen Union unterstützt wird, erreicht eine Energieeffizienz von 85 Prozent. „Ellen“ ist die erste zu 100 Prozent elektrisch betriebene Fähre und wurde von LECLANCHÉ* entwickelt. In unserem Anlageuniversum haben wir das Schweizer Unternehmen ACCELLERON* als wichtigen Akteur im Bereich kraftstoffsparender Lösungen identifiziert. „ACCELLERON profitiert vom Wandel der Industrie und der Gesetzgebung hin zu einer nachhaltigeren Zukunft und positioniert sich als Komplettanbieter für kraftstoffsparende Technologien“, so Chieusse. Die Hauptprodukte von ACCELLERON sind Turbolader.
* Keines der vorstehend genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar.