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Rechtzeitig Übergabe des Kapitals an die nächste Generation planen

Printausgabe | Januar 2025
Große Vermögen befinden sich fast zur Hälfte in den Händen älterer Menschen. In den heimischen Privatbanken zählt die Vermögensübergabe daher zu den Top-Themen. Viele Aspekte sind dabei zu berücksichtigen, weitere Experten wie Steuerberater ebenfalls gefragt. FONDS exklusiv hat Top-Privatbanken nach ihren Strategien gefragt.
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Das Geschäft mit dem Private Banking steht vor großen Umbrüchen, so auch in Österreich. Aktuelle Trends und Entwicklungen hat sich jüngst der Banken-Consulter „zeb“ näher angesehen und dabei ganz besonders das Thema Vermögensübergabe. Ein Fazit der zeb-„Private Banking-Studie Österreich 2024“ fällt deutlich aus: Fast die Hälfte des Private Banking-Gesamtvermögens befindet sich im Besitz von Personen über 60 Jahren. FONDS exklusiv hat daher bei hiesigen Top-Privatbanken nachgefragt, wie die Vermögensverwalter das Thema der Staffelübergabe auf dem Radar haben.

Bei der BKS Bank spielt die Vermögensübergabe an die nächste Generation eine bedeutende Rolle im Private Banking, bestätigt deren Vorstandsvorsitzender Nikolaus Juhász. „Wir erkennen die Herausforderungen und Chancen, die dieser Prozess mit sich bringt und stellen damit den Generationenwechsel auch mit in den Fokus einer umfassenden Betreuung im Private Banking.“ Ähnlich lautet der Tenor in anderen Häusern. So versuche man das Thema stets anzusprechen, wenn dies nicht bereits von den Kunden getan wird, meint Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz Steiermärkische Sparkasse. 

Dennoch gelte es eine heikle Gratwanderung zu meistern. Denn viele Kunden scheuen noch immer davor zurück, das Thema selbst anzusprechen. Das habe handfeste Gründe, auf die Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank, verweist: „Vermögen gezielt weiterzugeben, ist für viele Menschen eine große fachliche sowie emotionale Herausforderung, sodass die Vermögensnachfolge teilweise zu spät und manchmal zu Lebzeiten gar nicht mehr angegangen wird.“ Viele Vermögende schreckten zudem davor zurück, eine Anlageentscheidung über Generationen zu treffen, da eine langfristige Bindung und eine geringe Flexibilität befürchtet werden. Siegler verweist auf einen möglichen Lösungsansatz und meint, dass eine richtig ausgestaltete fondsgebundene Lebensversicherung Abhilfe schaffen kann.

Aktive Gestaltung gefordert

Nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden der Schoellerbank erfordert die Komplexität der Thematik „Erbschaft und Schenkung“ auch wegen des Zusammenspiels von Zivil- und Steuerrecht eine rechtzeitige, aktive Gestaltung des generationsübergreifenden Vermögenstransfers. Frühzeitige Information und entsprechende Vorsorge zum Thema seien deshalb notwendig. Freilich, auch die Bestandsaufnahme ist in diesem Zusammenhang wichtig, da die Vermögen – je nach Kunden – unterschiedlich zusammengesetzt sind. „Es bestehen meist Firmen oder Stiftungskonstruktionen und privat gehaltene Vermögen in unterschiedlichsten Konstellationen im In- und Ausland. Da kommen neben den Banken oftmals Rechtsanwälte und Steuerberater ins Spiel“, erklärt Freidl von der Steiermärkischen Sparkasse. Jeder dieser Experten agiere dabei mit einem anderen Blickwinkel.

Stellt sich also die Frage, wie sich diese verschiedenen Sichtweisen zielführend für den Kunden zusammenführen lassen. „Wir haben ein Vorsorgebuch für die ersten Fragen von Experten erarbeiten lassen. Hier werden alle Fragen zur Vorsorgeplanung und Vermögensweitergabe aus notarieller, rechtlicher, steuerlicher und auch ärztlicher Expertensicht beleuchtet“, zeigt Vorstandsmitglied Constantin Veyder-Malberg von der Schelhammer Capital Bank auf. Dies sei oftmals der Startpunkt für tiefergehende Gespräche unter Beiziehung von Experten. 

privatstiftungen auch im fokus

Die Gesprächsinhalte reichen vom Bereich der Wertpapiere über die Beratung rund um Stiftungen, damit die Substanz bei der Vermögensweitergabe möglichst erhalten wird, bis hin zur Philanthropie. Schließlich möchte manch ein Kunde mit seinem Nachlass auch Gutes tun. Bei Schelhammer Capital kommt hier die eigene gemeinnützige Privatstiftung „Philanthropie Österreich“ ins Spiel. Sie fungiert als Lösung für individuelle Zustiftungen, betont Veyder-Malberg. Er verweist auf weitere Möglichkeiten und sagt: „Bei allen Fragen zu Immobilien haben wir eine Immobiliengutachtergesellschaft sowie einen Bauträger, wenn es um Kundenprojekte geht.“

Auch bei anderen Häusern gibt es einen klaren Fokus. Bei der BKS etwa liegt dieser auf der Vermögensweitergabe, vorwiegend auf der Übergabe von Immobilien und Wertpapiervermögen, wie Juhász hervorhebt. „Wir suchen nach individuellen Lösungen, die den Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen“, betont Juhász. Dazu setze man auf eine Kombination aus Stiftungen, Verträgen und direkten Übertragungen, um sicherzustellen, dass das Vermögen effizient und rechtssicher übertragen wird. Der BKS-Chef verweist in diesem Zusammenhang auf seine langjährigen Erfahrungen als Privatbanker und meint: „Oft erfolgt die Übergabe zu Lebzeiten, um eine geordnete Vermögensnachfolge zu gewährleisten. Dabei spielt die Schenkung als Übergabemodus eine bedeutende Rolle.“

Und wie sehen die Ansprüche der Nachfolger aus? „Auch die jüngere Generation sucht das Vertrauen zum Bankberater“, betont Freidl von der Steiermärkischen Sparkasse. Zwar sind die Konditionen wichtig, sagt er, ergänzt aber: „Wenn jedoch das persönliche Verhältnis zur Bank oder zum Betreuer nicht passt, helfen die besten Konditionen nicht.“ Allerdings darf auch das digitale Angebot nicht fehlen, das laut Juhász sehr wichtig ist: „Daher ist es selbstverständlich, dass unsere Kunden im Rahmen eines digitalen Wertpapierdepots die Möglichkeit haben, den An- und Verkauf von Wertpapieren mittels Online- Trading durchzuführen. Auch holen wir die junge Generation genau dort ab, wo sie unsere Unterstützung benötigt.“ Dennoch sei es nach wie vor essenziell, eine starke und wertschätzende Kundenbeziehung auf Augenhöhe anzubieten – ein Fazit, das auch andere Top-Privatbanker ziehen.