Startseite » Vorsorge » Berufsunfähigkeitsversicherung » Chinas vorsichtiger Aufschwung

Chinas vorsichtiger Aufschwung

Juli 2024
von Dr. Mirko Wormuth, Co-Fondsmanager des DJE-Asien
DJE
Mirko WORMUTH, DJE

Der chinesische Aktienmarkt konnte jüngst die stärkste monatliche Überperformance seit Ende 2022 verzeichnen, vor allem im Vergleich zu anderen Märkten in Asien und den Schwellenländern. So übertraf der MSCI China Index im April den MSCI Emerging Markets und den MSCI AC Asia ex-Japan um jeweils 6,2 Prozent und 5,3 Prozent. Auch der Shanghai Composite Index stieg und notiert jetzt fast 19 Prozent über seinem Tiefststand vom 5. Februar.*

Was ist für den jüngsten Aufschwung verantwortlich? Die Gründe lassen sich einerseits in den niedrigen Bewertungen (nach langer Durststrecke) verorten, anderseits auch im politischen Bereich.

So gab die Regierung bekannt, dass das lange aufgeschobene Dritte Plenum des 20. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei (KP) nun endlich im Juli stattfinden wird. Dieses Plenum steht als eine von sieben Plenumssitzungen zwischen den Parteitagen besonders im Fokus.

In der Vergangenheit wurden dabei wiederholt entscheidende Änderungen der Wirtschaftspolitik eingeführt. So 1978, als unter Deng Xiaoping eine neue Richtung ausgegeben wurde, die es ausländischen Unternehmen ermöglichte, überhaupt erst in China zu investieren.

Und was tut sich am chinesischen Immobilienmarkt? Zunächst blieb er auch im April auf einem sehr niedrigen Niveau: Die einhundert führenden Immobilienunternehmen Chinas erzielten einen Umsatz von lediglich 312 Mrd. Renminbi (RMB). Das ist ein Rückgang um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Schub für den Markt kommt von den sogenannten White-Lists. Hierbei werden über die staatlichen Banken liquide Mittel unter bestimmten Bedingungen an Immobilienentwickler zur Verfügung gestellt, um unvollendete, aber von Endkunden bezahlte Wohnungsbauprojekte zu Ende zu bringen. Diese Projekte erhielten Kreditzusagen von 469 Mrd. RMB. Das entspricht rund 65 Mrd. US-Dollar.

Die Probleme am chinesischen Immobilienmarkt haben dazu geführt, dass es im Interesse des Staates ist, die Ausgabebereitschaft der Verbraucher anzukurbeln und das früher traditionell in Immobilien investierte Geld dem Kapitalmarkt zugänglich zu machen. Die Förderung höherer Dividendenausschüttungen, der Ausbau des Anlegerschutzes, strengere Überprüfungsmechanismen bei Börsengängen sowie die Überarbeitung der Delisting-Standards sollen das fördern.

Trotz der jüngsten Marktrallye wird der MSCI China aktuell immer noch 54 Prozent unter seinem Höchststand von Februar 2021 gehandelt und ist mit dem 1,2-Fachen des Buchwerts bewertet – dieser lag im Oktober 2007 schon mal bei 5,3.

Geben die chinesischen Verbraucher denn gar kein Geld mehr aus? Doch. Das Thema Reisen, Sport und Entertainment hat nach dem Ende der Pandemie einen anhaltenden Aufschwung bewirkt. Im März 2024 zeigte sich ein überdurchschnittliches Wachstum bei den Einzelhandelsumsätzen für Sport- und Freizeitartikel, die um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, verglichen mit einem moderaten Anstieg von 3,1 Prozent bei den gesamten Einzelhandelsumsätzen. Und auch die Zahl der Reisen hat während der jüngsten Feiertage die Daten aus 2019 übertroffen.

Kurzum, der chinesische Verbraucher ist quicklebendig. Er gibt das Geld nur an anderen Stellen und generell vielleicht besonnener als früher aus. Jetzt ist es die Aufgabe der Investoren herauszufinden, was genau diese Trends sind, und dort zu investieren.

*Quelle: Bloomberg. Alle Index-Angaben auf Basis lokaler Währung. Stand: 30.04.2024