Startseite » Investmentfonds » „Dem Kapitalschutz verpflichtet“

„Dem Kapitalschutz verpflichtet“

Dezember 2024
Im Fokus von Shareholder Value Management sind „akquisitionsorientierte Zinseszinsmaschinen“ vor allem in Europa. Die Zusammenhänge erläutern Frank Fischer, CEO, und Jens Große- Allermann, Vorstandsmitglied bei dem Vermögensverwalter, im Interview. Die Aktienliebhaber berichten über Weiterentwicklungen ihrer Fondspalette, Folgen der Trump-Wahl auf ihre Anlagepolitik und darüber, wie mit den erhöhten Volatilitäten an den Aktienmärkten umgegangen wird.
Shareholder Value Management
Jens Große-Allermann und Frank Fischer, Shareholder Value Management

FONDS exklusiv: Shareholder Value Management schaut auf 25 Jahre Value-Investing zurück. Herr Fischer, erinnern Sie sich an besonders herausfordernde Momente als Value-Investor?
Frank Fischer: Es gab da einige prägende Momente im Laufe der Jahre. Jens und ich starteten unsere Fonds beide in 2008, direkt in die Finanzkrise hinein. Frei nach dem Motto „this time is never different“ erfolgten die Eurokrise in 2011, Lockdown und Corona in 2020 und ein Krieg in Europa 2022. Es waren aber auch viele erfreuliche Momente dabei, wie unsere gemeinsamen Besuche in Omaha oder meine Auszeichnung als Fondsmanager des Jahres 2018. Wir bei Shareholder Value Management leben Aktien, und das darf man wörtlich nehmen.

Herr Große-Allermann, Sie sind jetzt seit gut neun Monaten im Vorstand der SHV Management. Wie gefällt Ihnen die Zusammenarbeit im Team mit Frank Fischer?
Jens Große-Allermann: Frank und ich kennen uns schon seit über 20 Jahren aus der Value-Investing Community in Deutschland, die sich regelmäßig rund um die Welt trifft. Es macht mir großen Spaß, nun Teil der Shareholder Value Management AG zu sein und meine Erfahrungen hier mit den Investmentkollegen in Frankfurt zu teilen.

Worauf haben Sie den Schwerpunkt gelegt?
J. G.-A.: Sehr intensiv beschäftigen wir uns mit der Weiterentwicklung des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Dabei bleiben wir unserer Philosophie treu und investieren gerne in eigentümergeführte Unternehmen mit einem wirtschaftlichen Burggraben. Worauf wir in letzter Zeit noch stärker den Schwerpunkt legen, sind kulturelle Aspekte und die Integrität des Managements, was wir durch Unternehmensbesuche und Managementmeetings verstärkt analysieren. Zusätzlich kümmere ich mich gemeinsam mit Sebastian Blaeschke um die Weiterentwicklung des Frankfurter Stiftungsfonds, den wir nunmehr als reinen Aktienfonds führen. Dabei knüpft der Fonds an die Strategie meines bisherigen Fonds an, die ich dort 15 Jahre umgesetzt habe. Darüber hinaus entwickeln Frank Fischer und ich auch gemeinsam unseren Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value weiter, der unseren Frankfurter Modern Value Index abbildet, der aus 25 gleichgewichteten Titeln besteht.

Gibt es etwas, das bei Ihren Investmententscheidungen damals wie heute eine entscheidende Rolle spielt?
J. G.-A.:
Ja, die Unternehmenskultur. Wenn ich feststelle, dass Governance, Kultur oder/und das Wertesystem eines Unternehmens nicht stimmen, dann kann es noch so unterbewertet sein – ich investiere nicht. Meiner Meinung nach ist eine starke Unternehmenskultur ein dauerhafter Wettbewerbsvorteil. Grundsätzlich investiere ich gerne weltweit in Ländern mit Rechtssicherheit. Darüber hinaus ist mir wichtig, dass ich das Geschäftsmodell verstehe. 

Im Januar 2025 wird Donald Trump wohl zum neuen US-Präsidenten vereidigt. Wie blicken Sie auf das Ereignis?
F. F.:
Im Super-Wahljahr 2024 war die US-Wahl sicherlich das wichtigste Ereignis. Man darf jedoch nicht vergessen, dass 2024 insgesamt ein Rekord-Wahljahr war. Noch niemals zuvor waren mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung zu Wahlen aufgerufen. In Summe rund 4,2 Milliarden Menschen. Insofern schauen wir natürlich auf die Entwicklung in den USA und die zweite Amtszeit von Donald Trump. Doch in der Vergangenheit hat sich regelmäßig gezeigt, dass der langfristige Einfluss einzelner Wahlen auf die Finanzmärkte nicht so groß ist. Auch ein Donald Trump muss erst einmal die vielen Ankündigungen aus dem Wahlkampf wirklich umsetzen. Schon in der ersten Amtszeit blieb es bei vielen Projekten nur bei der Ankündigung – zum Beispiel der Bau der Mauer zu Mexiko und dass Mexiko
dafür bezahlen würde.

Welchen Einfluss hat der Machtwechsel im Weißen Haus auf Ihre Anlagepolitik?
F. F.: Grundsätzlich haben wir schon vor der US-Wahl die Gewichtung der amerikanischen Aktien in unseren Mandaten reduziert – nicht aus regionalen Gesichtspunkten, sondern rein auf Grund der attraktiven Bewertungen in Europa. Hier haben wir zuletzt unser Engagement deutlich ausgebaut. Wir sind im Kern Value-Investoren und schauen auf die Bewertung von Unternehmen. Und wenn ein Markt sehr teuer ist – wie aktuell die USA – und ein anderer Markt bei gut einschätzbaren Risiken attraktiv bewertet ist – wie aktuell viele Aktien in Europa –, dann stocken wir in solchen Regionen auf. Die Wahl des neuen US-Präsidenten spielt bei einer solchen fundamentalen Betrachtung nur eine untergeordnete Rolle. 

Ganz gleich, wie man zu Trump steht: Er ist unberechenbar. Folglich steigt das Risiko globaler Konflikte, die wiederum zu erhöhten Kursschwankungen führen dürften. Wie gehen Sie mit erhöhten Volatilitäten um?
F. F.:
Die Gefahr erhöhter Volatilitäten besteht schon länger. Und wir haben im Jahresverlauf auch schon kürzere Phasen mit größeren Schwankungen als Reaktion auf geopolitische Krisen gesehen. Diese Gefahr bleibt für die zweite Amtszeit von Donald Trump bestehen. Wir haben diesem allgemeinen Risiko schon in diesem Jahr mit einer höheren Cashquote Rechnung getragen. Diese Vorsicht hat sich noch nicht ausgezahlt. Doch als Treuhänder für das Vermögen fühlen wir uns dem Kapitalschutz verpflichtet. Bei der Vielzahl der bestehenden Risiken war es unserer Einschätzung nach zuletzt angezeigt, doch mit einem geringeren Aktienanteil im Depot investiert zu sein. 

Ein enormer Treiber für Vermögenszuwächse ist der Zinseszins-Effekt. Gibt es Value-Titel, in die Sie investieren und die hiervon besonders profitieren?
F. F.:
Wir investieren nur mit Sicherheitsmarge, schauen aber viel mehr als früher auf die Qualität einer Aktie. Ein Schwerpunkt des Fondsportfolios liegt auf Unternehmen, die gut gemanagt sind und die das Potential haben, auch nach der Krise ihre Marktposition behaupten zu können. Wir suchen also verstärkt nach „Modern Value“-Unternehmen, die einen möglichst breiten wirtschaftlichen Burggraben um ihre Firma errichtet haben. Beispiele dafür sind sogenannte „serial acquirer“, auf Deutsch wunderbare, akquisitionsorientierte Zinseszinsmaschinen. Diese zeichnen sich durch hohe und stabile Renditen auf das eingesetzte Kapital, niedrige Verschuldung und eine Marktführerschaft aus, das heißt sie können Kosten an Kunden weitergeben.

Bitte nennen Sie uns aktuelle Beispiele aus Ihren Fondsmandaten.
F. F.:
Gern, Beispiele sind Diploma plc, Reply oder die deutsche Bechtle. Aber auch Versicherungen und Rückversicherer gefallen uns. Unsere größte Position in unserem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist die norwegische Storebrand. Aber wir sind auch in der Allianz und der Münchener Rück investiert. Bei der Münchener und der Hannover Rück sind die Bilanzen echt goldgerändert, aber für diese Qualität zahlt man eben auch einen höheren Preis als bei anderen Rückversicherern wie zum Beispiel der von uns geschätzten französischen SCOR. Zusammengefasst stellt der Modern Value-Ansatz also die ideale Kombination aus überdurchschnittlichen Erträgen und moderater Bewertung dar, um von den Eigenschaften der Qualitätsaktien zu profitieren: gut und günstig.