In den vergangenen zehn Jahren ist das Angebot an nachhaltigen Anlagen stark gewachsen. Florent Griffon, SRI Specialist bei DPAM, spricht dabei von einem Dschungel. Hier bringt er Licht in das Durcheinander:
Zunächst einmal gibt es viele verschiedene Produkte, die unterschiedliche, aber ähnlich klingende Begriffe verwenden. Begriffe wie ESG-Integration, E&S-Merkmale, Green Transition oder Sustainable Objectives klingen nach dem Gleichen, unterscheiden sich aber in ihrer Bedeutung – und darin, wie nachhaltig die Ziele des jeweiligen Produkts sind.
Und das ist erst der Anfang. Je nachdem, wen Sie fragen, können diese Begriffe völlig Unterschiedliches bedeuten. Im Jahr 2018 schlug die Europäische Kommission die SFDR vor, um diese Definitionen zu straffen und zu vereinheitlichen. Aber auch mehr als ein halbes Jahrzehnt später gibt es keine klare Definition dessen, was „Nachhaltigkeit“ ist. Die Aufsichtsbehörde hat Leitlinien erstellt und Grenzen gesetzt, aber die Verantwortung dafür, was eine „nachhaltige Anlage“ ausmacht, liegt letztendlich größtenteils immer noch bei den Anbietern.
Schließlich unterscheiden sich auch die einzelnen Anlageprozesse und Strategien oft erheblich – und damit die Entscheidungen darüber, welche „nicht nachhaltigen“ Sektoren in welchen Geltungsbereichen und mit welchen Schwellenwerten ausgeschlossen werden. Selbst die Suche nach zuverlässigen und leicht zugänglichen ESG-Leistungsdaten bleibt schwierig. Aufgrund dieser großen Bandbreite an Produkten, die ihre eigenen Wege gehen und uneinheitliche Definitionen verwenden, ist die nachhaltige Investmentlandschaft fragmentiert – und damit verwirrend. Das macht es schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen, und erhöht das Risiko, dass „grüngewaschene“ Strategien mit geringen ESG-Ambitionen mit wirklich nachhaltigen Fonds konkurrieren. Es besteht die Sorge, dass sich Anleger von nachhaltigen Investments abwenden oder ihnen weniger Bedeutung beimessen.
Es braucht daher dringend mehr Transparenz und Klarheit. Wie lässt sich die Analyse nachhaltiger Strategien weniger subjektiv gestalten? Wie kann man die ESG-Qualität eines Portfolios klar kommunizieren, ohne sich in Details zu verlieren? Hier kommt Impact Investing ins Spiel.
IMPACT-INVESTMENTS SIND MESSBAR
Das Ziel einer Impact-Strategie ist im Allgemeinen klar und eindeutig. Impact-Fonds streben nicht nur eine finanzielle Rendite an, sondern verfolgen auch die Absicht, eine messbare soziale oder ökologische Wirkung zu erzielen.
Die Absicht eines solchen Fonds hat zur Folge, dass er nur in Unternehmen investiert, die nachweislich und auf direktem Wege einen solchen Beitrag leisten. Dexcom, ein führender Hersteller von Geräten zur kontinuierlichen Blutzuckermessung, ist ein Beispiel für ein solches Unternehmen. Diese Geräte tragen dazu bei, gesundheitliche Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes zu verhindern – ein klarer Nutzen für die menschliche Gesundheit.
Die Messbarkeit stellt sicher, dass die Ergebnisse von Impact-Investments nicht nur anekdotisch sind, sondern durch konkrete Daten oder äußerst glaubwürdige Schätzungen belegt werden. Für Private-Equity-Impact-Fonds, die sich oft auf kleinere Unternehmen konzentrieren, ist die Messung der direkten positiven und negativen Auswirkungen noch machbar. Anders ist es bei größeren, börsennotierten Unternehmen. Viele Strategien greifen hier auf die bewährten Praktiken der Unternehmen, ihre ESG-Richtlinien oder ihre künftigen Verpflichtungen verlassen. Diese Maßstäbe sind jedoch übermäßig subjektiv. So können etwa die großen Ölgesellschaften behaupten, bis 2050 eine emissionsfreie Energiewirtschaft anzustreben; in einem Impact Fund wären sie dennoch fehl am Platz.
AUSWIRKUNGEN BEI GRÖSSEREN UNTERNEHMEN
Die Abschätzung der Auswirkungen dieser größeren Unternehmen sollte sich auf objektive und konkrete Aspekte konzentrieren: Bieten ihre Produkte und Dienstleistungen direkte Lösungen für ökologische und soziale Probleme (d. h. einen positiven Beitrag) oder verschärfen sie diese Probleme im Gegenteil noch (d. h. einen negativen Beitrag)? Eine Impact-Strategie sollte nur in Unternehmen mit positivem Nettobeitrag investieren. Impact-Fonds müssen jedoch nicht nur messen, ob die Beiträge des Unternehmens positiv oder negativ sind, sondern auch konkret bestimmen, inwieweit die Tätigkeit eines Unternehmens mit den wichtigsten sozialen und ökologischen Themen übereinstimmt, wie z. B. den Themen des Global Impact Investing Network, den UNO-Zielen für nachhaltige Entwicklung oder anderen relevanten Rahmenwerken. Hierfür werden vorzugsweise die Einnahmequellen des Unternehmens, seine Investitionsausgaben, seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung oder andere ausgewählte sektorspezifische Indikatoren analysiert.
Durch die Kombination von Absicht und Messbarkeit fördern Impact-Investments greifbare Lösungen für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen. Infolgedessen zeichnen sich Impact-Strategien im Allgemeinen durch ein höheres Maß an ESG-Ambitionen und eine höhere ESG-Qualität aus als herkömmliche nachhaltige Fonds, die sich meist auf Unternehmen konzentrieren, die bei ESG-Kennzahlen besser abschneiden als ihre Wettbewerber. Nachhaltige Strategien können zwar impact-orientierte Unternehmen enthalten, diese machen aber in der Regel nur einen kleinen Teil ihres Portfolios aus. Im Gegensatz dazu investieren Impact-Strategien ausschließlich in Unternehmen, die einen positiven Wandel vorantreiben (s. beigefügtes Schaubild zur „Hierarchie der nachhaltigen Lösungen“).
FAZIT
Impact Investing bietet eine Lösung für die Komplexität, die durch die vielen sogenannten nachhaltigen Strategien entstanden ist, die den Markt überschwemmt haben. Die Definition ist klar, die Absicht ist eindeutig und die Auswirkungen sind messbar. Impact-Investments bieten eine ehrgeizigere Alternative zu den gängigsten nachhaltigen oder ESG-Strategien. Indem sie die höchsten ESG-Qualitätsstandards mit Objektivität und Transparenz verbinden, vermindern sie Greenwashing-Risiken und bieten Anlegern Zugang zu wirklich nachhaltigen Produkten. Impact-Strategien können damit als die Könige im Dschungel der Nachhaltigkeit bezeichnet werden.