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Fed: Es bleibt spannend

Juli 2024
Weshalb eine Zinssenkung in den USA im September keine ausgemachte Sache ist, analysiert Mark Dowding, RBC BlueBay Asset Management.
RBC BlueBay Asset Management
Mark Dowding, RBC BlueBay Asset Management

Die Marktteilnehmer gehen fest davon aus, dass die US-Notenbank im September die Zinsen senkt. Auch Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, hält das für wahrscheinlich. Er warnt in seinem Kommentar aber, dass es durchaus anders kommen könnte.

Die Gesamt- und die Kerninflation in den USA sanken im Juni auf drei Prozent beziehungsweise 3,3 Prozent. Aus unserer Sicht wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mit den Fortschritten bei der Annäherung an das Inflationsziel von zwei Prozent zufrieden sein. Dennoch gehen wir davon aus, dass die bevorstehende Fed-Sitzung im Juli ein Nicht-Ereignis sein wird. Im Vordergrund steht die Frage, ob die US-Notenbank im September ihren geldpolitischen Kurs lockern wird. Die Futures-Märkte haben eine Zinssenkung bereits fast vollständig eingepreist. Bis dahin werden aber noch zweimal Inflationsdaten veröffentlicht werden.

Angesichts der Basiseffekte im dritten Quartal halten wir es für unwahrscheinlich, dass die Teuerungsraten in den kommenden zwei Monaten viel weiter sinken werden. Die Inflation wird im September immer noch höher sein, als es Fed-Chef Jerome Powell und seine Kollegen gerne hätten.

Vor diesem Hintergrund ist eine Lockerung der Geldpolitik im September keine ausgemachte Sache. Bereits im vergangenen Jahr haben die Marktteilnehmer den Fehler gemacht, zu früh von Zinssenkungen auszugehen. Auch mit Blick auf die Zeit nach September könnten sie derzeit eine stärkere geldpolitische Lockerung einpreisen, als für die kommenden zwölf Monaten gerechtfertigt ist. Denn es besteht die Aussichten auf eine zusätzliche fiskalpolitische Lockerung, die die Wirtschaftstätigkeit unterstützen kann. Solange die Anleihemärkte trotz des hohen Defizits keine höhere Laufzeitprämie verlangen, ist fiskalische Zurückhaltung unwahrscheinlich.

Die Wahlen in Frankreich am vergangenen Wochenende brachten mit dem Sieg des Linksbündnisses ‚Nouveau Front Populaire‘ (NFP) ein überraschendes Ergebnis. Das Land scheint auf eine Periode der parlamentarischen Lähmung zuzusteuern. Eine Minderheitsregierung dürfte am wahrscheinlichsten sein. Es kann noch einige Wochen dauern, bis das Bild klarer wird. Da im Herbst ein Haushaltsplan aufgestellt werden muss, ist jedoch eine Einigung bis September erforderlich.

Von der Europäischen Zentralbank ist eine weitere Zinssenkung im September zu erwarten. Das Ausmaß, in dem die Inflation zurückgeht und die Zinsen in den kommenden Monaten sinken, könnte jedoch durch das finanzpolitische und konjunkturelle Umfeld gedämpft werden.

Im Vereinigten Königreich scheint die Politik unter Keir Starmer eher auf Ruhe und Stabilität ausgerichtet zu sein. Der Labour-Chef hat damit begonnen, seine Prioritäten im Einklang mit den Wahlversprechen festzulegen. Es wird interessant sein zu sehen, wie viel von der Agenda umgesetzt werden kann.