Das Sparen genießt in Österreich weiterhin einen hohen Stellenwert. Mit der Summe, die sie sparen können, werden die Österreicher jedoch immer unzufriedener, zeigt die repräsentative Sparstudie 2024 von Erste Bank und Sparkasse anlässlich des hundertsten Weltspartags.
So befürchtet aktuell jeder Zweite für die Zukunft zu wenig zu sparen. Mit 308 Euro ist der durchschnittliche monatliche Sparbetrag im Vergleich zum Vorjahr zwar angestiegen, dies aber nur minimal (2023: 307 Euro / 2022: 301 Euro). Eine Tendenz zeigt sich auch bei der Zahl jener, die mit dem Sparbetrag zufrieden sind, allerdings in die entgegengesetzte Richtung, denn die ist mit 40 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren (2023: 47% / 2022: 50%) weiter zurückgegangen.
Das WIFO hingegen prognostiziert für das Jahr 2024 einen Anstieg der Sparquote in Österreich von 8,7 Prozent (2023) auf 11,4 Prozent . „Die Einkommen sind im Rahmen der Lohnabschlüsse der letzten Jahre stark gestiegen. Die Sparquote zeigt, dass diese Zuwächse aber eher zum Sparen als für den Konsum genutzt werden“, analysiert Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich. Dass trotzdem befürchtet wird zu wenig zu sparen, habe mehrere Gründe: „Die letzten Jahre waren von negativen Nachrichten geprägt, die wirtschaftliche Erholung im nächsten Jahr fällt nur spärlich aus. All das führt zu Unsicherheit und einem gewissen Pessimismus, aus dem wir nur gemeinsam wieder herauskommen können.“
SPAREN BLEIBT WICHTIG
Die grundsätzliche Bedeutung des Sparens bleibt auch 2024 hoch. Gut 81 Prozent (2023: 80%) der Österreicher ist es wichtig, Geld auf die Seite zu legen. Gründe, wieso sparen in Österreich einen so hohen Stellenwert genießt, liefern weitere Zahlen der Sparstudie: So stimmen neun von zehn Österreicher der Aussage zu, dass jeder Mensch eine Reserve zur Verfügung haben sollte, sparen Sicherheit gibt und schon mit kleinen Beträgen sinnvoll ist.
Im Gegensatz dazu stimmen neun Prozent der Aussage zu, dass sparen altmodisch sei. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es aber mit 16 Prozent mehr. „Sparen bleibt zeitlos, die jüngere Generation definiert aber das ‚Wie‘ neu. Es liegt an uns, das Thema Sparen in die Welt und Sprache der Digital Natives zu übersetzen“, betont Holzinger-Burgstaller.
In der Geldanlage bleibt Sicherheit ein bestimmender Faktor: 78 Prozent beschreiben sich selbst als sicherheitsbetont und sind bereit dafür auf Ertrag zu verzichten. 22 Prozent geben an, zumindest für einen Teil des Veranlagungsbetrags Risiko in Kauf zu nehmen, um die Chance auf mehr Rendite zu haben. Wenig überraschend ist deshalb das Sparkonto weiterhin die präferierte Sparform der Österreicher. Insgesamt 78 Prozent (2023: 75%) nutzen es und damit ebenso viele wie vor zehn Jahren. „Sicherheit hat in der Geldanlage Priorität und da bildet das Sparkonto die Basis. Das allein reicht aber nicht. Mittel- und langfristig gilt es, sich in der Geldanlage möglichst breit aufzustellen, um sein Erspartes gegen Wert- und Kaufkraftverlust abzusichern. Diversifikation ist der Grundstein zur Risikominimierung“, sagt Maximilian Clary und Aldringen, Privatkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich.
Der Mehrheit der Österreicher ist diese Tatsache durchaus bewusst. Stimmen doch sechs von zehn der Aussage zu, dass Sparen mehr bedeute als Geld auf das Sparkonto zu legen. Dasselbe Bild zeichnet ein 10-Jahres-Vergleich der durchschnittlich genutzten Anzahl an Sparformen: Waren es 2014 im Schnitt 2,6, sind es 2024 3,4. „Die hohe negative Realverzinsung der letzten Jahre, die die Guthaben auf den Sparkonten dahinschmelzen hat lassen, war für viele ein Weckruf, um sich aktiv mit Alternativen zu beschäftigen“, so Clary und Aldringen weiter. Diese Entwicklung zeigt sich im langjährigen Vergleich ebenso bei alternativen Anlageformen wie Wertpapieren (36% / 2014: 27%), Pensionsvorsorgeprodukten (27% / 2014: 21%) sowie Gold und anderen Edelmetallen (23% / 2014: 13%), die in der Gunst der Österreicher stiegen.
ALTERNATIVE ANLAGEFORMEN
Wie eine Detailbetrachtung der alternativen Veranlagungsformen zeigt, sind es insbesondere Jüngere, die Wertpapiere für sich entdeckt haben. So geben 44 Prozent der 16- bis 29-Jährigen an Wertpapiere zu nutzen. Im Vergleich dazu liegen die Altersgruppen der 30- bis 39- (36%) sowie 40- bis 59-Jährigen (35%) im Österreich-Schnitt, die der 60- bis 69-Jährigen (28%) darunter. „Nicht nur, aber insbesondere die junge Generation hat erkannt, dass es Alternativen braucht und befasst sich intensiv mit diesem Thema.“
Dass die Einstellungen und Voraussetzungen der Österreicher bei alternativen Anlageformen wie Wertpapieren stark differenzieren, zeigen weitere Ergebnisse der Umfrage: Während 65 Prozent sie als verständlich ansehen, befinden sie 35 Prozent für komplex. Unterschiede zeigen sich auch beim Wissensstand. Denn 20 Prozent der Österreicher würden sich selbst sehr gutes oder gutes Wissen zuschreiben, 80 Prozent hingegen durchschnittliches bis nicht genügendes Wissen. Ähnlich stellt sich die Verteilung beim Beratungsbedarf in der Veranlagung dar: 82 Prozent halten sie für notwendig, während 19 Prozent sie weniger oder gar nicht benötigen. „Die Geldanlage ist ein Thema mit vielen Facetten, vom Alter, den Bedürfnissen bis hin zur Risikobereitschaft. Mit unseren neuen Depot-Modellen schaffen wir ein zeitgemäßes, transparentes und niederschwelliges Angebot für die jeweiligen individuellen Bedürfnisse“, so Clary und Aldringen abschließend.
ZUR STUDIE
Sparstudie 2024 im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen: IMAS INTERNATIONAL hat 1.343 in Österreich lebende Personen (repräsentativ für die österreichische Bevölkerung von 16 bis 69 Jahren) mittels Online-Interview befragt. Die Befragung fand von 9. bis 18. Juli 2024 statt. Soweit nicht anders angegeben, handelt es sich bei den Zahlen in der Klammer um Vergleichswerte aus dem Vorjahr.