Nach dem Markteinbruch im August haben sich die Kapitalmärkte schnell wieder beruhigt. Dennoch ist die Verunsicherung groß. „Das Wachstum in Europa, insbesondere in Deutschland, bleibt schwach, auch in den USA verlangsamt es sich“, betont Tilo Wannow, Portfoliomanager des ODDO BHF Polaris Balanced Fonds, in einem aktuellen Marktkommentar. Die Rezessionsängste nehmen zu. Unternehmen, die auch in einem raueren konjunkturellen Umfeld weiter wachsen können, rücken wieder in den Fokus. Wannow identifiziert drei konjunkturresistente Branchen:
DEFENSIVE BRANCHEN
Auch in Krisenzeiten heizen und reinigen die Konsumenten ihre Wohnungen, putzen sich die Zähne oder kaufen im Supermarkt ein. Deshalb gelten Branchen wie Basiskonsum, Haushalts- und Körperpflege, Telekommunikation und Versorger als relativ stabil. Auch der Gesundheitssektor ist von konjunkturellen Krisen wenig betroffen. „Die Ausgaben für Medikamente und Medizintechnik, aber auch die langfristig orientierten Forschungsausgaben der Pharmaunternehmen bleiben in konjunkturellen Abschwüngen typischerweise stabil“, fügt Wannow hinzu. Der Nachteil vieler sehr defensiver Branchen sei das langfristig eher geringe Wachstum. Es gibt jedoch viele Ausnahmen: So verbindet beispielsweise der US-Konzern Thermo Fisher*, der in den Nischen Laborausrüstung und Diagnostik tätig ist, konjunkturelle Stabilität mit langfristiger Wachstumsdynamik.
DAUERLÄUFER
Klassische Wachstumsbranchen wie Technologie oder Biotechnologie können aufgrund ihres strukturellen Wachstums auch in konjunkturellen Durststrecken wachsen, wenn auch nicht so stark wie in Boomphasen. „Der Softwaresektor gilt als vergleichsweise defensiv, da viele Kunden hier Subskriptionszahlungen leisten und die Software für essentielle Geschäftsprozesse benötigt wird“, hebt der Portfoliomanager hervor. Investitionen in Cloud-Computing und KI- Anwendungen dürften auch in Krisenzeiten ganz oben auf der Agenda vieler Unternehmer stehen. Anleger sollten hier vor allem auf eine moderate Bewertung der fundamental attraktiven Aktien achten.
VERSTECKTE PERLEN
„Auch in vermeintlich konjunktursensitiven Branchen finden sich Unternehmen, deren Geschäftsentwicklung nicht so stark unter Marktrückgängen leidet“, bemerkt Wannow. Insbesondere der Industriesektor bietet solche Chancen. Unternehmen wie Wolters Kluwer* oder Relx*, die einen stabilen Kundenstamm bedienen, sind vom Profil her fast mit der erstgenannten Gruppe der klassischen defensiven Branchen vergleichbar. Auch Industrieunternehmen mit einem hohen Anteil an Wartungs- und Ersatzteilumsätzen wie die schwedische Atlas Copco* leiden vergleichsweise weniger unter der Kaufzurückhaltung bei größeren Investitionen.
* Keines der vorstehend genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar.