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Robuste US-Wirtschaft

April 2024
Die Konsumausgaben sind im Aufwind. Überhaupt deuten eine Fülle an Daten auf eine positive Entwicklung, betont Thomas Grüner, Grüner Fisher Investments.
Grüner Fisher Investments
Thomas Grüner, Grüner Fisher Investments

Seit Monaten wird in den Schlagzeilen auf die offensichtliche Diskrepanz zwischen der robusten US-Wirtschaft und der skeptischen Stimmungslage ihr gegenüber hingewiesen. Selbst als die Rezessionsängste schwanden und das BIP in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres anstieg, blieb der Eindruck bestehen, dass die Expansion auf wackligen Beinen steht. „Es gibt jedoch eine Fülle von Daten, die das Gegenteil beweisen“, ordnet Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments, die Situation ein.

Die am Karfreitag veröffentlichten persönlichen Konsumausgaben für Februar würden ein solides Wachstum der inflationsbereinigten US-Verbraucherausgaben zeigen, welche 69 Prozent des BIP ausmachten. Eine Steigerung von 0,4 Prozent im Februar bedeute einen neuen Höchststand, dabei seien die Dienstleistungsausgaben mit 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat so dynamisch angestiegen wie seit dem Juli 2021 nicht mehr.

REALITÄT ÜBERTRIFFT ERWARTUNG

Während der inflationsbereinigte Güterkonsum im letzten Jahr langsam angestiegen sei, liege dieser jedoch immer noch leicht unter dem Höchststand von 2021, als die Ausgaben für Güter auf Kosten der Dienstleistungen in die Höhe geschnellt seien. Dass sie in etwa auf dem Niveau des Spitzenwerts der Warenkäufe von 2021 liegen würden, sei jedoch keine kleine Leistung. Es zeige, dass sich die Nachfrage nach Sachgütern von selbst auf das vor drei Jahren durch die Pandemie erreichte Konsumniveau erholt habe. Im Großen und Ganzen zeige das anhaltende Wachstum der Konsumausgaben, dass es den US-Haushalten – dem Rückgrat der Wirtschaft – trotz der ständigen Sorgen um die Verschuldung der Verbraucher und die schwache Sparquote gut gehe. „Der Ausgabenwert ist zwar kein Konjunkturfaktor ­– diese Ehre kommt den Unternehmensinvestitionen zu –, aber er zeigt, dass die Realität die Erwartungen in weiten Teilen der US-Wirtschaft übertrifft“, analysiert Grüner.

„In Verbindung mit den Unternehmensinvestitionen, die allmählich von der Zurückhaltung zu einer offensiveren Haltung übergehen, sehen wir die Möglichkeit, dass sich die Stimmung weiter erwärmt und die verbesserten Aussichten widerspiegelt“, so Grüner weiter. Beispielsweise hätten die Investitionen in „Produkte des geistigen Eigentums“ (Software, Forschung & Entwicklung und digitale Medien) in diesem Zyklus die Investitionsausgaben für neue Anlagen und Ausrüstungen bei weitem übertroffen.

Für die Anleger bedeute dies ein anhaltendes Wachstum, das sie mehr zu schätzen wissen würden. Eine Möglichkeit, dies zu erkennen, sei das GDPNow der Atlanta Fed, eine Art „Live-Berechnung“ für das US-BIP. „Wenn man alles zusammenrechnet, kommt GDPNow auf ein annualisiertes BIP-Wachstum von 2,5 Prozent für das erste Quartal. Das wäre zwar langsamer als das annualisierte Wachstum von 3,4 Prozent für das vierte Quartal 2023, wird aber wahrscheinlich durch die saisonalen Anpassungen verzerrt, die sich auf die Daten für Januar auswirken. Aber selbst ein langsameres Wachstum ist für Aktien immer noch gut, denn je länger es anhält, desto mehr kann es Pessimisten umstimmen und den Bullenmarkt beflügeln“, erläutert Grüner.

FAZIT

„Obwohl sich die Stimmung in letzter Zeit aufgehellt hat, glauben wir nicht, dass sie die Realität schon eingeholt hat. Weiterhin werden Daten skeptisch interpretiert, was sich beispielsweise am unangebrachten Fokus auf das verarbeitende Gewerbe ablesen lässt, oder geradezu besessen auf das Thema Zinssenkungen gepocht wird“, fasst Grüner zusammen. Die vor uns liegende Mauer der Sorgen scheine immer noch groß zu sein, so dass trotz des aufkeimenden Optimismus noch viel Raum für positive Überraschungen bleibe.