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Schmerzvoll – aber richtig!

Oktober 2022
von Alois Wögerbauer, Fondsmanager und Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft
3BG
Alois Wögerbauer, 3 Banken-Generali

Die Aussagen von FED-Chef Jerome Powell im Rahmen des August-Meetings waren bemerkenswert klar. Im Prinzip kann die US-Notenbank aktuell zwei Fehler machen: Sie könnte einerseits in der Inflationsbekämpfung zu zögerlich sein. Dann könnten die Inflationserwartungen weiter steigen und man müsste umso mehr gegensteuern. Die Notenbank könnte andererseits die Zinsen zu rasch und zu deutlich erhöhen, was die Finanzmärkte in Turbulenzen bringen und die Wirtschaft in die Rezession führen würde. Powell hat klar gemacht, dass man sich entschieden hat und zuletzt Genanntes potentiell in Kauf nimmt. Die aktuelle Inflation basiert auf zu wenig Angebot und nicht auf zu viel Nachfrage. Die Notenbanken können das Angebot nicht verändern, es bleibt nur der Weg, die Nachfrage zu reduzieren, im Prinzip durch eine bewusst herbeigeführte Rezession. Ein wohl schmerzvoller Prozess, der aber richtig und alternativlos ist. Für die Investitionsentscheidungen von Privatpersonen und Unternehmen ist die Inflationserwartung wichtiger als die aktuelle Preissteigerung. Und eben diese Erwartung kann man nur mit klaren Worten – und einigen Taten – im Zaum halten.

Endlich zurück in die Normalität

Warum ist es richtig? Es führt – endlich – das Finanzsystem zurück in die Normalität. „Normal“ ist das aktuelle Agieren, „unnormal“ waren Negativzinsen und überbordende Gelddruckaktivitäten. Risiken werden wieder angemessen bepreist. Ein Niveau von 3,5 Prozent für EURO-Investmentgrade-Anleihen bei einer Restlaufzeit von etwa fünf Jahren ist attraktiv – und entspricht auch unseren mittelfristigen Inflationserwartungen. Damit kehrt eine Asset-Klasse auf die Agenda zurück und dies in einer Dimension, die so nicht zu erwarten war.

Im Aktienbereich heben sich die Argumente der „Bullen“ und „Bären“ derzeit auf. „Viel Negatives eingepreist“ und „Margendruck“ werden wir erleben. Beides ist wohl richtig. Die Aktienmärkte bleiben wohl vorerst im Seitwärtstrend gefangen. Der geduldige Stratege kauft an schwachen Tagen.