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Teilzeitarbeit erhöht Pensionslücke

Printausgabe | Oktober 2023
Die Branche unterstreicht die Notwendigkeit des Pensionskassenvertrages gegenüber der Politik und verweist auf die beliebte Teilzeitarbeit, die aber zulasten der Pension geht. Auf der Veranlagungsseite läuft es 2023 deutlich besser. Doch die Aussichten bleiben verhalten.
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Die Zahlen sprechen für sich: Teilzeitarbeit liegt im Trend und das seit Jahrzehnten. Entschieden sich in den 1980er-Jahren gerade einmal zwischen sechs und sieben Prozent der unselbstständig Beschäftigten für eine Teilzeitarbeit, sind es inzwischen über 30 Prozent. Nach Berechnungen des Economica-Instituts hat sich diese Entwicklung seit Ende der Corona-Pandemie noch beschleunigt (siehe Schaubild).

Was sind die Gründe dafür? Das vielfach bestehende Vorurteil, dass junge Menschen keine Vollzeitstelle mehr suchen würden, bestätigt die Statistik nicht. Im Gegenteil. „Beschäftigte über 60 Jahre weisen mit durchschnittlich 32 Wochenstunden die geringste Wochenarbeitszeit aller Alterskategorien auf“, analysiert das Momentum Institut in seinem Arbeitszeitreport 2023. Die hohe Teilzeitarbeitsquote ist vielmehr weiblich und liegt vor allem in den Betreuungspflichten begründet, die Frauen gegenüber Kindern und Älteren wahrnehmen. Fast 250.000 Frauen der unselbstständig Beschäftigten, also etwa nur jede vierte, geht den Erhebungen zufolge freiwillig einer Teilzeitbeschäftigung nach. Von den Männern arbeiten insgesamt lediglich knapp 226.000 in Teilzeit. Die meisten tun es freiwillig oder um sich zu weiterzubilden (siehe Schaubild ).

Einmal abgesehen von unmittelbaren Verdiensteinbußen gegenüber einer Vollzeitbeschäftigung stehen alle Teilzeitbeschäftigten vor einer weiteren Herausforderung: Die Pensionslücke vergrößert sich. Dabei gilt: Je früher die Entscheidung für eine Teilzeitarbeit fällt und je länger sie aufrechterhalten wird, desto größer wird der Unterschied zwischen dem letzten aktiven Erwerbseinkommen und der zu erwartenden gesetzlichen Pension. Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen hat die Auswirkungen der Teilzeit auf die Pensionsbezüge vom Economica-Institut analysieren lassen. Das Ergebnis: Mit einer betrieblichen Vorsorge lässt sich diese durch die Teilzeit entstehende Lücke ausgleichen. Dafür müsste ein Mann bei einer Teilzeitarbeit ab 24 Jahren über eine Anspardauer von 41 Jahren hinweg 170 Euro pro Monat ansparen, bei Frauen sind es 150 Euro.

„Allerdings haben in Österreich derzeit nur ein Viertel der berufstätigen Bevölkerung eine Zusatzpension“, sagte Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands, bei der Vorstellung der Ergebnisse – und fordert daher einmal mehr vom Gesetzgeber, die private Vorsorge insbesondere durch steuerliche Anreize attraktiver zu gestalten und in die Breite zu bringen. „Effektiv wäre die steuerliche Förderung einer sogenannten Entgeltumwandlung. Hierbei leisten die Beschäftigten aus ihrem Bruttolohn Beiträge für ihre Firmenpension und reduzieren dabei ihre Einkommensteuerlast“, nennt Georg Daurer, Vorstand der BONUS Pensionskasse, einen von mehreren möglichen Wegen im Interview mit FONDS exklusiv.

Ein anderer auch seitens des Verbands vorgetragener Vorschlag ist der General-Pensionskassenvertrag. Dieses Vorsorgeinstrument würde es rund 75 Prozent der Erwerbstätigen bei Pensionsantritt ermöglichen, so der Obmann, ihre Abfertigung in eine lebenslange Pension umzuwandeln, denen das bislang mangels Pensionskassenregelung nicht möglich ist. Die garantierten Guthaben könnten dann aus der „Abfertigung Neu“ steuerfrei in die Pensionskasse für die spätere Firmenpension der Beschäftigten übertragen werden. Laut Zakostelsky gibt es diesbezüglich bereits „Vorarbeiten im Ministerium“, die möglichst noch vor Wahlkampfzeiten abgeschlossen werden sollten. „Der im Regierungsprogramm vereinbarte General-Pensionskassenvertrag wäre für einen Großteil der Österreicher eine massive Verbesserung ihrer Altersvorsorge“, resümiert der Verbands-Obmann.

Positive Halbjahresbilanz

Nach dem ersten Halbjahr 2023 haben die hiesigen Pensions- und Vorsorgekassen performanceseitig nach einem katastrophalen Veranlagungsjahr 2022 offenbar die Kurve gekriegt. Nach Angaben der Finanzmarktaufsicht (FMA) erzielten die Pensionskassen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Durchschnitt ein Plus von 3,28 Prozent, die Vorsorgekassen von durchschnittlich 1,61 Prozent. Dabei könnten die Anlageergebnisse teils recht unterschiedlich ausgefallen sein, wie Nachfragen bei den überbetrieblichen Einrichtungen vermuten lassen. „In der BONUS Pensionskasse liegen wir bei vier der fünf Risikokategorien vor dem Marktdurchschnitt“, sagt der BONUS-Vorstand und verweist beispielhaft auf den dynamischen Bereich mit einem Plus von 4,5 Prozent und beziffert den Wertzuwachs bei der BONUS Vorsorgekasse auf rund zwei Prozent. „Betrachtet man die drei Risikokategorien konservativ, ausgewogen und dynamisch innerhalb der österreichischen Pensionskassen, so lag die Performance der Valida mit einer Bandbreite von 2,9 bis 4,6 Prozent um 0,4 bis 1,3 Prozent über dem Marktschnitt“, sagt Martin Sardelic, Vorstandsvorsitzender der Valida Holding AG und beziffert das Plus für die Valida Vorsorgekasse auf rund 2,2 Prozent.

Während im vergangenen Jahr die Aktien- und Anleihemärkte herbe Verluste bescherten, war es im ersten Halbjahr 2023 genau umgekehrt. Nicht ins positive Bild passten hingegen die dunklen Wolken, die über vielen Immobilienmärkten aufzogen, immerhin ein Anlagesegment, dass im Zuge der jahrelangen Niedrigzinsphase an Bedeutung gewonnen hat. Günther Schiendl, Mitglied des Vorstandes der VBV – Betriebliche Altersvorsorge AG und der VBV – Pensionskasse AG, stellt jedoch klar: „Wir haben den Immobilienbereich in den letzten Jahren nicht ausgebaut, sondern zurückgefahren, weil die Erträge aufgrund der Preisentwicklung der letzten Jahre auf Niveaus zurückgegangen sind, die wenig attraktiv waren.“ Mittelfristig sollten aber bestimmte Immobilien wieder attraktiver werden, so die Erwartung bei der VBV, wenngleich aktuell mit zurückgehenden Preisen gerechnet wird. „Wir sind uns der aktuellen Herausforderungen im Immobiliensegment bewusst“, sagt Manfred Brenner, Vorstand der APK Pensionskasse und fügt hinzu: „Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass in den letzten zehn Jahren in diesem Segment überdurchschnittliche Erträge erwirtschaftet wurden und wir die aktuelle Marktsituation als natürliche Korrektur, ausgelöst durch steigende Zinsen, sehen. Investmentchef Poul Thybo ergänzt „Im Segment von hochwertigen und nachhaltig errichteten Sozial- und Wohnimmobilien ist das Jahr 2023 gegen den allgemeinen Trend sogar äußerst positiv verlaufen.“

Der BONUS-Vorstand betont, dass man hier immer in sehr hohe Qualität investiert hat und die strategische Ausrichtung bei fünf bis zehn Prozent liegt. „Daher sind Rückgänge gering“, sagt Daurer und bestätigt die langfristig wichtige Bedeutung der Assetklasse. Auch Sardelic verweist auf die hohe Investmentqualität der investierten Immobilienfonds, namentlich hohe Vermietungsstände, sehr gute Lagen und sehr gute Zustände. Die konservative Strategie eröffne dabei ein gutes Entwicklungspotenzial. „Durch die gestiegene Zinslandschaft und die damit einhergehenden höheren Refinanzierungskosten kam es über die letzten Monate zunehmend zu Druck auf den Immobilienmärkten“, erläutert der Valida-Chef und betont: „Da wir in der Valida rechtzeitig die Gefahren aus dem sich anbahnenden Wechsel des Zinsumfeldes antizipiert hatten, wurde bereits in den letzten Jahren die Fremd-Finanzierung im Portfolio auf nahe null abgebaut. Dies kommt uns im aktuellen Umfeld zugute und verschafft uns eine gewisse Unabhängigkeit bezüglich der weiteren Zinsentwicklung.“

verhaltene aussichten

Bleibt die Frage nach den Aussichten für das verbleibende Veranlagungsjahr? „Dieses Jahr ist voller Überraschungen, das erste Halbjahr ist besser gelaufen, als zu Jahresbeginn zu erwarten war. Allerdings waren die Kurssteigerungen auf wenige Aktien („FANNMG“) beschränkt, die vom AI-Boom profitieren konnten – der breite Aktienmarkt ist im Wesentlichen auf der Stelle getreten“, sagt der VBV-Vorstand. Schiendl kann sich die eine oder andere Zinssenkung in den USA und Europa zwar durchaus vorstellen, sieht aber zumindest in den USA den Großteil der Leitzinsanhebungen als vollzogen an. Von baldigen Zinssenkungen geht er aber, wie der Valida-Chef, nicht aus. Die massiven Zinsanhebungen der letzten eineinhalb Jahre könnten aber mit Verzögerung die Wirtschaft ausbremsen oder sogar eine Rezession auslösen. Thybo und Sardelic teilen die Rezessionsrisiken, dies aber primär für die Eurozone, weniger für die USA. „Einerseits hängt dies an der robusten Inlandsnachfrage und dem starken Arbeitsmarkt in den USA, andererseits an den zusätzlichen Problemen in Europa“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der Valida Holding und verweist mit Blick auf Europa auf die „hohe Exportabhängigkeit in einer Phase der Abkühlung Chinas und den Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf die Energieversorgung“.

zinsumfeld bietet chancen

„Durch das neue Zinsumfeld sehen wir aktuell wieder sehr attraktive Ertragsmöglichkeiten bei festverzinslichen Wertpapieren und gehen davon aus, dass in den nächsten sechs Monaten positive Erträge in diesem Segment zu erwirtschaften sind“, sagt Thybo. Ähnlich die Sichtweise bei den anderen Pensionskassen. „Die höheren Zinsen ermöglichen es auch wieder, Gelder vorübergehend zu positiven Zinsen zu ‚parken‘“, sagt der VBV-Vorstand. Und der BONUS-Vorstand hebt hervor, dass der HTM-Teil im Anleihesegment in den letzten Monaten deutlich ausgebaut und ertragsmäßig verbessert wurde, was Stabilität in die Portfolios bringe. Auch bei der Valida wurden die Zinssteigerungen genutzt, um HTM-Anleihen aufzubauen, ebenso wie Festgelder.

„Bei den Aktien sind wir schon seit Längerem global aufgestellt, weil das Wachstum und damit die Erträge im Rest der Welt stärker sind als in Europa“, ergänzt Daurer in Bezug auf die Aktienmärkte und weist am Beispiel des Kursverlaufs des Weltindex MSCI World darauf hin, dass die Aktienmärkte seit der Lehman-Krise im Jahr 2008 jeden Kurseinbruch nicht nur kompensieren, sondern anschließend neue Höchststände erreicht haben. Vonseiten des Vorstands der APK-Pensionskasse heißt es mit Blick auf die Börsen: „In diesem Jahr haben wir von hohen Aktienquoten profitiert, obwohl die Wirtschaftsaussichten zu Jahresbeginn düster waren.“

Bei der Valida wurden nach eigenen Angaben die Aktienquoten trotz des schwierigen Veranlagungsjahres 2022 im laufenden Jahr strategisch nicht reduziert, sondern auf deren langfristigen Niveaus belassen. „Wir wissen, dass andere Mitbewerber hier anders vorgegangen sind, was für das laufende Jahr für diese von Nachteil war“, ergänzt Sardelic und fügt hinzu: „Aktuell sind wir sehr nahe an unseren strategischen Quoten positioniert, was zu einer sehr guten Streuung und Diversifikation der Portfolios führt.“