Die Inflationsdaten aus den USA für den Monat November haben an der Börse die Angst in Erleichterung umschlagen lassen und die Aktienkurse nach oben katapultiert, sagt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMC Markets, in seinem Marktkommentar. Die US-Verbraucherpreise fallen den fünften Monat in Folge, was die Hoffnung nährt, dass das Schlimmste in Sachen Inflation hinter den Anlegern liegt. Mit 7,1 Prozent lag der Anstieg sowohl unter der Oktober-Rate als auch unter den Erwartungen der Ökonomen von 7,3 Prozent. Im Juni hatte der Index mit 9,1 Prozent und dem stärksten 12-Monats-Anstieg seit November 1981 seinen bisherigen Hochpunkt erreicht.
Auf ein solches Signal haben in den USA vor allem die Technologieaktien gewartet, der Nasdaq-Index zog zwischenzeitlich um vier Prozent an. Auch in Frankfurt sprang der Deutsche Aktienindex nach den Zahlen über das Hoch aus der vergangenen Woche bei 14.580 Punkten. Damit könnte der Ausbruch gelungen und der Weg in Richtung 14.920 Zähler frei sein. Zur Stunde bröckeln die Kurse allerdings wieder ab, auch weil mit den Notenbanksitzungen morgen und am Donnerstag noch zwei große Brocken vor den Investoren liegen. Vorausgesetzt die Geldpolitik spielt mit, könnte heute dennoch der Startschuss für die Weihnachtsrally gefallen sein.
Die jüngsten Daten schüren die Erwartung, dass die US-Notenbank nun ihr hohes Tempo aus den Zinserhöhungen in diesem Jahr nehmen wird. In den vergangenen neun Monaten hat Jerome Powell die Zinssätze so schnell wie kein anderer Fed-Chef seit den 1980er Jahren erhöht und damit vor allem die Technologieaktien in einen Bärenmarkt geschickt und den US-Immobilienmarkt zum Stillstand gebracht. Eine Rezession dürfte nur noch schwer zu verhindern sein.
Powell steht jetzt vor der Herausforderung, die nächste Phase in der Geldpolitik einzuläuten. Er muss klären, wie hoch die Zinsen von nun an noch angehoben werden und wie lange sie auf diesem Niveau verharren müssen, um die Inflation wieder unter Kontrolle und in die Nähe des Zwei-Prozent-Ziels zu bringen. Die leichte Arbeit ist getan. Jetzt geht es an das „Fine-Tuning“.