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US-Märkte: Weiteres Wachstum steht bevor

Januar 2025
Weshalb die Gewinnschätzungen für US-Unternehmen angesichts des potenziellen Wachstums- und Innovationsschubs zu niedrig sein könnten, erklärt Jonathan Curtis, Franklin Templeton.
Franklin Templeton
Jonathan Curtis, Franklin Templeton

Unseres Erachtens sind die US-Aktienmärkte zu Beginn 2025 bestens aufgestellt, um von einem anhaltenden Wachstum zu profitieren, das durch drei Faktoren begünstigt wird, sagt Jonathan Curtis, CIO und Portfoliomanager Franklin Templeton:

-Die US-Wirtschaft scheint in einen neuen, von Innovationen geprägten Konjunkturzyklus einzutreten, der durch die schnelle Verbreitung künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Sektoren, Innovationen im Gesundheitswesen, Investitionen in die Energieinfrastruktur und die Reindustrialisierung durch die Verlagerung von Produktionsstätten ins Inland zur Vermeidung von Zöllen angeheizt wird.

-Wir rechnen mit einem vorteilhaften Zinsumfeld, da die US-Notenbank einen neutralen bis gemäßigten Kurs beibehalten wird, insbesondere wenn die Inflation moderat bleibt und das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) unterstützend wirkt.

-Wahrscheinlich werden die deregulierenden Maßnahmen der neuen Trump-Regierung in Verbindung mit dem zunehmenden politischen Einfluss des Silicon Valley, insbesondere zur Unterstützung von kleinen Technologieunternehmen („Little Tech“), eine dynamischere Unternehmerlandschaft fördern. Bei einer weniger strengen Regulierung bieten sich unserer Meinung nach erhebliche Chancen für die Sektoren Finanzdienstleistungen, Kryptowährungen, Technologie, Industrie und Energie.

Natürlich bestehen Risiken, aber wir halten sie für beherrschbar. Auf den ersten Blick mögen die Bewertungen hoch erscheinen, angesichts des potenziellen Wachstums- und Innovationsschubs in den kommenden Quartalen könnten die Gewinnschätzungen unseres Erachtens jedoch zu niedrig sein. Insgesamt ist unser Ausblick positiv und wir raten den Anlegerinnen und Anlegern, im Jahr 2025 mit Optimismus zu investieren.

START EINES NEUEN KONJUNKTURZYKLUS

Wir glauben, dass die USA an der Schwelle zu einem auf künstlicher Intelligenz beruhenden Produktivitätsboom stehen, der sämtliche Wirtschaftssektoren gravierend verändern könnte, und dass viele AnlegerInnen das Ausmaß dieser Chance derzeit noch unterschätzen. Selbst bei nur geringen Produktivitätssteigerungen, verteilt auf die Milliarden Wissensarbeiter weltweit, ergäbe sich eine massive Veränderung der Wirtschaftsleistung und Rentabilität. Mit KI-basierten Argumentationsmodellen könnten neue wissenschaftliche und experimentelle Möglichkeiten erschlossen werden, die einen zusätzlichen Nutzen versprechen.

Bereits jetzt profitieren Schlüsselindustrien wie Technologie, Gesundheitswesen, nichtzyklische Konsumgüter, Finanzdienstleistungen und Energie von konkreten Vorteilen durch die Erprobung und Einführung von KI. Nach unserer Einschätzung sind die USA aus drei Gründen besonders gut aufgestellt, um eine Vorreiterrolle bei diesem Wandel zu übernehmen: Die weltweit führenden KI-Anbieter sind in den Vereinigten Staaten ansässig. Das kulturelle und wirtschaftliche Umfeld des Landes fördert technologische Experimente und die Umsetzung. Die Trump-Regierung dürfte regulatorische Hürden für die Entwicklung und den Einsatz von KI abbauen und damit den Vorsprung der USA gegenüber globalen Wettbewerbern ausbauen.

Vielversprechend sind für uns außerdem die anhaltende Innovationskraft im Gesundheitswesen, die moderne Energieerzeugung und eine „Reindustrialisierung“ der US-Wirtschaft. Ein Abbau der regulatorischen Beschränkungen, insbesondere in Bezug auf die Finanzdienstleistungsbranche, könnte das Wachstumspotenzial von Kryptowährungen erheblich steigern.

Die Trump-Regierung will eine „Energiedominanz“ auf globaler Ebene erreichen. Die Entwicklung der Energieinfrastruktur ist von enormer strategischer Bedeutung und eng mit den Interessen der Trump-Anhänger aus dem Technologie- und Industriesektor verknüpft. Die Regierung wird voraussichtlich den Ausbau der Strom- und Energiekapazität in den Bereichen Öl, Kohle, Erdgas, Kernkraft und überregionale Übertragung priorisieren sowie die Modernisierung und Erweiterung der Anlagen zur Stromerzeugung, die Verbesserung der Zuverlässigkeit des Stromnetzes und die Förderung von Energiespeichertechnologien wie Batterien vorantreiben. Diese Konzentration auf die Infrastruktur dient nationalen Prioritäten, darunter Wirtschaftswachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen, verbesserte Energiesicherheit und geringere Abhängigkeit von ausländischer Energie. Damit könnte die Wettbewerbsfähigkeit der USA in aufstrebenden Technologien, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, gestärkt werden. Gleichzeitig ließe sich dadurch das Problem steigender Stromkosten und der Netzstabilität in den Griff bekommen.

FED-POLITIK IM FOKUS

Voraussichtlich wird die Fed auch 2025 eine wachstumsfördernde Politik verfolgen. Der Markt geht davon aus, dass sich die Zinssätze bis Mitte des Jahres in einem Bereich von 3,75 bis vier Prozent einpendeln werden. Dies dürfte dazu beitragen, die Aktienbewertungen zu stützen. Die umsichtige Vorgehensweise der Fed (Unterstützung des Wachstums bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Inflationsrisiken) sollte 2025 stabile finanzielle Bedingungen gewährleisten und ein günstiges Umfeld für Aktien schaffen. Zwar sollten AnlegerInnen weiterhin die Märkte im Auge behalten, da jede Maßnahme der Fed die Märkte beeinflussen kann, doch deutet der aktuelle Kurs auf moderate Zinssätze und einen maßvollen Ansatz bei geldpolitischen Veränderungen hin. Dieses Umfeld sollte ein durch Innovationen bedingtes Wachstum fördern und das Vertrauen der AnlegerInnen in allen Sektoren stärken.

DEREGULIERUNG

Wachstum und Optimismus werden 2025 vor allem durch die Bestrebungen der neuen Regierung zur Deregulierung und Effizienzsteigerung der Behörden beflügelt. In Anlehnung an die Politik der Reagan-Ära zielt die aktuelle politische Ausrichtung darauf ab, bürokratische Hürden abzubauen, die Staatsausgaben zu straffen und Bundesbehörden zu verschlanken. Daraus sollte ein unternehmerfreundliches Umfeld entstehen, das den Wettbewerb stärkt, Compliance-Kosten senkt und Innovationen in den Bereichen Finanzen, Transport, Energie und Technologie fördert. Diese Entwicklung wird durch eine neue Generation einflussreicher EntscheidungsträgerInnen gefördert: Unternehmer aus dem Silicon Valley, Wegbereiter und andere Business Leader. Viele dieser neuen Akteure sind zwar Neulinge in der öffentlichen Politik, aber ihr Fokus auf Wachstum, schnelle Entscheidungsfindung und technologischen Fortschritt erinnert an vergangene Deregulierungszyklen, die Phasen starker wirtschaftlicher Dynamik auslösten.

Zentrale Ziele sind unter anderem die Abschaffung veralteter Vorschriften für Vertragsabschlüsse, die Beschleunigung der Kapitalbildung und die Sicherstellung, dass kleine Technologieunternehmen unter transparenter und minimaler regulatorischer Aufsicht wachsen können. Die Fokussierung auf nationale Sicherheit, Energieunabhängigkeit und Produktivität geht mit einer weitreichenderen Vision einher, die darauf abzielt, die weltweite Führungsrolle der USA im Bereich der Innovationen zu verteidigen. Investitionen in Zweigen wie Weltraumforschung, KI-gesteuerte Fertigung, Robotik und Logistikautomatisierung sollten allesamt davon profitieren.

Die innovationsfreundliche Politik von Trump birgt durchaus auch Spannungen und Widersprüche. Diese könnten mit erheblichen fiskalischen Kosten verbunden sein, die wiederum einen Anstieg der Inflation und Zinsprobleme nach sich ziehen könnten. Sie könnten auch zu erheblichen Änderungen der aktuellen Politik führen, wie beispielsweise des Chips Act und des Inflation Reduction Act. Zudem setzen sich Innovatoren wie Elon Musk einerseits für einen schnellen technologischen Fortschritt ein, äußern aber andererseits Bedenken hinsichtlich der Gefahren einer unkontrollierten KI-Entwicklung. Diese inhärente Unvorhersehbarkeit muss von Anlegerinnen und Anlegern einkalkuliert werden, da Änderungen der Regulierung oder des Klimas die Investitionsdynamik verändern können.

WESENTLICHE RISIKEN

Ungeachtet unseres Optimismus gilt es, einige Risiken genau im Auge zu behalten. An der geopolitischen Front könnte die Zollpolitik die Lieferketten stören und die Inflation in die Höhe treiben. Dies könnte wiederum Druck auf die Zinssätze und Aktienbewertungen ausüben. Steuersenkungen auf Bundesebene müssen zu echtem Wirtschaftswachstum führen, da andernfalls die Anleihe- und Aktienmärkte durch erhöhte Haushaltsdefizite untergraben werden könnten. Knappe Mehrheiten im Kongress und ein von linksgerichteten US-Bundesstaaten und anderer Seite ausgeübter Widerstand könnten Reformen ausbremsen oder aufweichen und den Umfang der Deregulierung und der Umstrukturierung des Haushalts verringern. Trumps Versprechen einer Lösung zum Trotz bleibt der Russland-Ukraine-Konflikt höchst unberechenbar, und die Spannungen haben in den letzten Wochen weiter zugenommen. Hinzu kommt, dass der wirtschaftliche Druck auf China hoch ist und durch zusätzliche US-Zölle und Technologiebeschränkungen noch verschärft werden könnte.

Auch wenn es in den Bereichen Softwareentwicklung, IT und Kundensupport, Marketing, Zusammenfassung von Dokumenten und Medienerstellung bereits zahlreiche vielversprechende KI-Anwendungen gibt, wird die flächendeckende Verbreitung von KI noch einige Zeit auf sich warten lassen. In den vergangenen beiden Jahren steckte die KI-Technologie in einer intensiven Entwicklungs- und Erprobungsphase, von der Chiphersteller, Cloud-Computing-Anbieter und andere Infrastrukturanbieter profitierten. KI-Governance, Berechenbarkeit und Erklärbarkeit bleiben in diesem anbrechenden Zeitalter des „Probabilistic Computing“ große Herausforderungen. Es gibt einige Probleme bei der kontinuierlichen Skalierung der Trainings, die jedoch unseres Erachtens durch das sogenannte Interference Time Scaling und andere algorithmische Verbesserungen letztlich gelöst werden können.

Wir sind optimistisch, was nachhaltiges Wachstum und Innovation im Gesundheitswesen angeht, insbesondere in Bezug auf die Demografie, die Einführung von GLP-1-Präparaten, die laufenden Fortschritte in der Biotechnologie und Genomik sowie die Anwendung von KI. Allerdings besteht eine erhebliche politische Unsicherheit im Zusammenhang mit Trumps Personalentscheidungen im Gesundheitswesen. Wir gehen davon aus, dass sich bei den Gesundheitsbehörden erhebliche Veränderungen in der Führung und im politischen Schwerpunkt ergeben werden.

Die Bewertungen sind so hoch, dass von Schnäppchen keine Rede sein kann. Ende Dezember erschien der marktkapitalisierungsgewichtete S&P 500 mit einem zukunftsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25 teuer, allerdings wurde diese Kennzahl von den größten Unternehmen im Index dominiert.[1] Etliche dieser Unternehmen haben durch ihre Vorreiterrolle bei strukturellen Chancen wie KI für Widerstandsfähigkeit, Qualität und Gewinnwachstum gesorgt. Wir bevorzugen zwar weiterhin viele dieser Unternehmen (und glauben, dass ihr Ertragspotenzial mit zunehmender Verbreitung von KI und einem an Fahrt aufnehmenden Konjunkturzyklus unterbewertet sein könnte), stellen aber auch fest, dass der relative Wert im Marktkapitalisierungsspektrum sinkt. Zum jetzigen Zeitpunkt wird der gleichgewichtete S&P 500 mit einem relativ attraktiveren Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 gehandelt.[2] Im ersten Halbjahr 2024 entfielen 100 Prozent der positiven Renditen des S&P 500 auf weniger als 45 Unternehmen.[3] Im zweiten Halbjahr waren es knapp 100 Unternehmen.[4] Die Märkte scheinen sich breiter aufzustellen.

Die USA stehen kurz vor dem Jahreswechsel an der Schwelle zu einem von Innovationsgeist getragenen Aufschwung. Das Zusammenspiel einer durch künstliche Intelligenz ermöglichten Produktivitätssteigerung, expansiven Geldpolitik und zukunftsorientierten Deregulierung ebnet den Weg für ein starkes Wirtschaftswachstum. Die Chancen sind trotz anhaltender Unsicherheiten vielversprechend – insbesondere bei kleineren, aufstrebenden Unternehmen und Sektoren, die von einer weniger strengen Regulierung profitieren könnten. Mit einem positiven Investitionsausblick und der Konzentration auf führende Innovatoren können sich AnlegerInnen in Stellung bringen und sich ein Jahr zunutze machen, das bedeutende Fortschritte in den Bereichen Technologie, Produktivität und langfristiger Wohlstand erwarten lässt.

 

[1] Quelle: Standard & Poor’s. Stand: 12. Dezember 2024.

[2] Quelle: Standard & Poor’s. Stand: 12. Dezember 2024.

[3] Quelle: FactSet; Stand 30. November 2024.

[4] Quelle: FactSet; Stand 30. November 2024.