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Weltwirtschaft mit Divergenzen

Dezember 2024
Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments, geht auf unterschiedliche Konjunkturentwicklungen weltweit ein.
BLI
Guy Wagner, BLI

Die Kluft zwischen einer nach wie vor robusten US-Konjunktur und einer schwankenden Wirtschaft im Rest der Welt hält an. So stiegen in den USA die Aktivitätsindizes im Dienstleistungssektor im vergangenen Monat weiter an und erreichten ein Niveau, das dem des Endes des Pandemiebooms 2022 ähnelt, was auf einen weiterhin ungebrochenen Anstieg des Binnenkonsums hindeutet. „Im Euroraum schwächte sich die verarbeitende Industrie weiter ab, während die Dienstleistungsaktivitäten offenbar stark genug blieben, um eine allgemeine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal zu verhindern“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI – Banque de Luxembourg Investments.

In China zeigten die geld- und fiskalpolitischen Stimulierungsmaßnahmen erste positive Auswirkungen, obwohl das Vertrauen der Haushalte weiterhin stark angeschlagen ist. In Japan stieg das BIP im dritten Quartal um 0,2 Prozent, nachdem es in den vorangegangenen drei Monaten um 0,5 Prozent gewachsen war. „Ein wieder positives reales Lohnwachstum dürfte die Nachfrage im restlichen Jahresverlauf weiter stützen,“ glaubt der luxemburgische Ökonom.

US-INFLATION STAGNIERT

Nach dem deutlichen Rückgang in den vergangenen zwei Jahren tendiert die Inflation, insbesondere die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel, zur Stagnation. So stieg in den USA die Gesamtinflationsrate von 2,4 Prozent im September auf 2,6 Prozent im Oktober. In der Eurozone erhöhte sich die Gesamtinflationsrate von zwei Prozent im Oktober auf 2,3 Prozent im November.

Wie erwartet senkte die US-Notenbank ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte, wodurch das Zielband für die Federal Funds Rate auf 4,50 bis 4,75 Prozent zurückging. Bei der letzten Sitzung des Jahres im Dezember scheint eine weitere Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte so gut wie beschlossen zu sein. Aufgrund der Widerstandsfähigkeit der Kerninflation in den vergangenen Monaten sind die Aussichten für die Zinsen im kommenden Jahr jedoch deutlich unsicherer geworden. Im Euroraum trat der Rat der Zentralbankpräsidenten im Berichtsmonat nicht zusammen. Auf der Dezembersitzung gilt eine zusätzliche Senkung des Einlagensatzes um 25 Basispunkte angesichts der schwachen Wirtschaftstätigkeit und der jüngsten Kommentare der Währungshüter als sehr wahrscheinlich.

Trotz des Sieges von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen und der Erwartung eines weiterhin robusten Wirtschaftswachstums in den USA entspannte sich die Endfälligkeitsrendite der zehnjährigen US-Treasury-Note im Monatsverlauf von 4,28 Prozent auf 4,17 Prozent. Im Euroraum wurde der Rückgang der langfristigen Zinssätze durch die schwache Konjunktur noch verstärkt. So sank der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

Im November entwickelten sich die Finanzmärkte ganz im Zeichen des Wahlsiegs von Donald Trump. Guy Wagner: „So war der starke Anstieg des Weltaktienindex MSCI All Country World Index Net Total Return um 6,6 Prozent in Euro fast ausschließlich auf Gewinne bei US-Aktien zurückzuführen, während die anderen Regionen kaum an der Börsenrallye teilnahmen.“ Trotz des starken US-Dollars stieg der S&P 500 in den USA um 5,7 Prozent (in US-Dollar). Der Stoxx 600 Europe erhöhte sich um 1,0 Prozent (in Euro), der Topix in Japan, der von der Kurserholung des Yen belastet wurde, fiel um 0,6 Prozent (in Yen), und der MSCI Emerging Markets Index ging sogar um 3,7 Prozent (in US-Dollar) zurück. „Auf Sektorenebene schnitten Konsumgüter, Finanzen und Technologie am besten ab, während sich Versorger, Gesundheit und Materialien am ungünstigsten entwickelten.“