FONDS exklusiv: Die Unsicherheiten, angefangen bei der Zinspolitik der Notenbanken über Rezessionsgefahren bis hin zu geopolitischen Konflikten, sind nach wie vor hoch. Viele Investoren agieren daher zurückhaltend. Wie bewerten Sie die Lage?
Frank Fischer: Wir sind in einer Umgebung, in der es einen heißen Sommer geben könnte. Noch ist die Konjunktur gut, aber es zeigen sich erste Schleifspuren. Wenn wir mit den Unternehmen sprechen, dann hören wir immer öfter, dass die Kunden noch abwarten und Aufträge verschieben. Zudem gibt es an den Fiananzmärkten zahlreiche Warnsignale. So hält sich die Inflation hartnäckig. Die Notenbanken sind also gezwungen, die Zinsen weiter oben zu lassen. Und „higher for longer“ kann für die Märkte eigentlich nicht gut sein – das gilt gerade für die Inflation und auch für die Zinsen. Gleichzeitig erleben wir derzeit eine extrem geringe Marktbreite – nur wenige Aktien, wie Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet, stützen die Märkte oder ziehen sie sogar nach oben. So eine Divergenz entlädt sich irgendwann. Hinzu kommt die Euphorie rund um das Thema Künstliche Intelligenz, kurz KI. Da haben wir mittlerweile Anzeichen einer Übertreibung. Da braucht es nur wenig für eine Korrektur – und die erwarte ich für den Sommer, nicht nur in den überhitzten Sektoren.
Wie hat Shareholder Value auf diese herausfordernde Lage reagiert?
F. F.: Wir haben die Aktienquote in unseren Mandaten abgesenkt und mehr Kasse aufgebaut. Damit haben wir genug Pulver, um bei einem Rücksetzer die von uns favorisierten Unternehmen nachzukaufen. Das sind für uns Unternehmen mit einem wirtschaftlichen Burggraben, der ihr Geschäftsmodell schützt und ihnen Preissetzungsmacht gibt. Das ermöglicht es den Unternehmen, höhere Kosten weiterzugeben und so die Marge stabil zu halten. Für uns eines der wichtigsten Merkmale, denn das hat Einfluss auf den Total Shareholder Return, unsere wichtigste Kenngröße. Dabei tritt die Bewertung der Unternehmen etwas in den Hintergrund. Es hat sich eben gezeigt, dass es sich lohnt, beim Einstieg in qualitativ gute Unternehmen auch höhere Bewertungen in Kauf zu nehmen, weil solche Unternehmen mittel- bis langfristig überdurchschnittliche Renditen liefern. Wir verfolgen hier also eher den Modern-Value-Ansatz.
Bitte nennen Sie zwei Unternehmensbeispiele.
F. F.: Gerne. Microsoft etwa verfügt mit den Office-Produkten über einen starken Wettbewerbsvorteil und eben diese Preissetzungsmacht. Gleichzeitig stellt sich das Unternehmen gerade im Bereich KI mit der Beteiligung an Chat GPT stark auf. Microsoft generiert also heute schon stabile Erträge und positioniert sich dafür, das auch in Zukunft zu tun. So eine Aktie würden wir bei einem Rücksetzer nachkaufen. Weiterhin spannend bleibt auch Sartorius Stedim Biotech. Bei dem wichtigen Ausrüster für die Biotech-Branche haben wir zuletzt eine erste Anfangsposition beispielsweise für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen aufgebaut. Hier bietet die starke Marktstellung und die im historischen Vergleich immer noch niedrige Bewertung noch immer weitere Chancen für den langfristigen Kursanstieg.
Woran liegt es, dass es teils unerwartet lange dauert, bis manche Qualitätstitel ihre Unterbewertungen abbauen, also die Aktienkurse steigen?
F. F.: Das hängt nicht zuletzt auch immer vom Marktumfeld ab. Die Psychologie der Märkte spielt hier eine große Rolle. Oder wie ihn schon der Urvater des Value-Investing, Benjamin Graham, genannt hat: Der manisch-depressive Mr. Market. Mal bietet er Aktien zum Schleuderpreis an und keiner will kaufen. Mal übersteigen die Kurse alle rationalen Grenzen und doch wollen alle mit dabei sein. Für die Situation an den Märkten bedeutet das: Als Kapital quasi kostenlos war, war bei den Investoren Wachstum gefragt. Viele Unternehmen haben diesen Wunsch bedient und immer stärker auf fremdfinanziertes Wachstum gesetzt. Das wurde an der Börse honoriert, entspricht aber nicht unserem Bild von einem Qualitätsunternehmen. Die Unternehmen, die wir suchen, kommen idealerweise ohne Fremdfinanzierung aus. Mit der Zinswende sind nun solche Titel stärker gefragt, weil es den Anlegern jetzt um stabiles, langfristiges Wachstum geht.
Ihr bekanntestes und größtes Mandat ist der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Für welchen Anlegertyp ist der Fonds geeignet und was charakterisiert das Portfoliomanagement?
F. F.: Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hat einen klaren Schwerpunkt auf Modern-Value-Aktien, verfolgt dabei aber einen vermögensverwaltenden Ansatz. So steuern wir die Aktienquote aktiv zwischen 40 und 100 Prozent. Damit federn wir Schwankungen des Aktienmarktes ab. Gleichzeitig bauen wir Kasse auf, um die Gelegenheiten zu nutzen, die sich uns in Korrekturphasen bieten. Der Fonds richtet sich damit an Anleger, die langfristig Vermögensaufbau betreiben und das mit möglichst geringen Schwankungen erreichen wollen.
Wie ist demgegenüber der Frankfurter Stiftungsfonds aufgestellt?
Sebastian Blaeschke: Der Frankfurter Stiftungsfonds richtet sich an Anleger, für die der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen noch zu volatil ist, die nachts also besonders ruhig schlafen wollen, weil ihr Geld sehr defensiv angelegt ist und die dennoch eine attraktive Rendite erzielen wollen. Darüber hinaus soll der Fonds regelmäßige hohe Ausschüttungen generieren, was unter anderem für Stiftungen sehr wichtig ist, um ihrem Stiftungszweck nachzukommen.
Warum haben Sie den Fonds im Jahr 2020 neu als ausgewogenen Mischfonds aufgestellt?
S. B.: Bis Ende 2019 haben wir einen Absolute-Return-Ansatz in mehreren Ertragssäulen verfolgt. Dieses Konzept hat sich leider als zu kompliziert und volatil für konservative Anleger herausgestellt. Die Phase bis Ende 2019 ist somit nicht repräsentativ für den Fonds. Anfang 2020 haben wir den Frankfurter Stiftungsfonds zu einem ausgewogenen Mischfonds umgebaut, der im Umfang von bis zu 70 Prozent auf Aktien setzt. Hierzu mischen wir dann anders als in unseren anderen Fonds noch attraktive Unternehmensanleihen und Gold zur Stabilisierung bei. Wie man sieht, hat sich das sehr positiv auf die Performance ausgewirkt, so dass wir nun wieder vor unseren Mitbewerbern liegen. Die positive Performance lässt sich im Wesentlichen durch Outperformance im Stockpicking, aber auch durch die in den letzten Jahren bewusst niedrig gehaltene Duration im Anleiheportfolio erklären.
Sozusagen das Gegenstück innerhalb Ihrer Fondspalette ist der Frankfurter – Value Focus Fund, der sehr konzentriert investiert ist, oder?
F. F.: Ja, der Frankfurter – Value Focus Fund ist unser offensivster Baustein. Der Fonds nutzt seine Aktienquote in der Regel voll aus, gleichzeitig ist das Portfolio aber hochkonzentriert und besteht normalerweise aus zehn bis 20 Werten. Hinzu kommt der Fokus auf Nebenwerte: Das macht den Fonds deutlich dynamischer als unsere anderen Mandate.
Wie ordnen Sie schließlich den jüngsten Neuzugang ein, den Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value?
F. F.: Mit dem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value ermöglichen wir einen kostengünstigen, einfachen und liquiden Zugang zu unserer Stockpicking-Expertise. Der ETF ist im Grunde genommen Shareholder Value Management in Reinform. Bei den anderen Fonds haben wir eine vermögensverwaltende Komponente und steuern die Aktienquote analog zum Marktumfeld. Mit dem ETF sind wir immer zu 100 Prozent investiert. Er ist damit ein klassischer reiner Aktienbaustein für das Portfolio. Dabei ist der von uns zusammen mit Solactive entwickelte Frankfurter Modern Value Index die Basis. Hier sind die 25 attraktivsten Werte unserer Watchlist gleichgewichtet mit jeweils vier Prozent zusammengefasst. Einmal pro Quartal erfolgt ein Rebalancing und es werden zwei bis drei Werte ausgetauscht. Speziell im laufenden Jahr kann der ETF mit einer überdurchschnittlichen Performance punkten: Im Morningstar-Ranking der weltweiten ETF-Standardwerte Blend mit insgesamt 235 ETFs rangiert unser Modern-Value-ETF auf dem ersten Platz.